Gasthof Crossen

Kurzinfo

Gasthof Crossen

Bereits 1560 wurde die Schenke in einer Rechnung des Amtes Rochlitz erwähnt.
Mit Fördermitteln aus dem Programm „Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum“ erfolgte 2020/21 eine umfangreiche Sanierung durch die Gemeinde Erlau.

Detailinformationen

Aus der Geschichte des Gasthofes

Prof. Pfau, der Rochlitzer Heimatforscher, berichtete über Crossen in seinem Buch „ Älteste Dorfschenken der Rochlitzer Gegend“:

„Die älteste Erwähnung eines Gasthofes in Crossen stammt aus dem Jahr 1560 und steht im Zusammenhang mit einer Gerichtsbuße. Die Amtsobrigkeit hatte einen Einwohner, der einem anderen „eine Fleischwunde unter das linke Auge geschlagen“ dazu verurteilt, seine Strafe öffentlich am Stock abzubüßen.

Diese Nachricht besagt, dass vor dem Gasthof sich ein sogenannter Pranger (Stock gen.) befunden haben muss, an welchem manche ihre strafbaren Handlungen öffentlich abbüßen mussten. Dabei stand es jedem Vorübergehenden frei, den Sträfling anzuspucken oder mit Schmutz zu bewerfen.

In einer Rochlitzer Amtsrechnung wird 1563 erstmals ein Schenkwirt mit Namen genannt. Der nachweisbar älteste Crossener Schenkwirt hieß Barthel Schüczel.“

Der Haupteingang zur Gaststube befand sich früher an der Frontseite des Gebäudes.

Ein Schlussstein ist bis heute erhalten geblieben. Richard Schrader schrieb 1910 in seiner Chronik „Unsere Heimat“:

„Über der Haustür des Gasthofs befindet sich im Schlußstein ein alter Maßkrug, der durch Umwandlung in ein modernes Bierglas nicht gerade gewonnen hat.“

Die Geschichte des Gasthofs ist noch nicht aufgearbeitet. Je tiefer wir in die Geschichte eintauchen wollen, umso mehr sind wir auf Unterlagen angewiesen, die in Archiven lagern. Das sächsische Staatsarchiv verwahrt eine Akte mit dem Titel:

„Klage des Richters und Schenkwirts Carl Gottlob Händler gegen die vereinigte Gemeinde Ober- und Niedercrossen wegen der Verpachtung des Reiheschanks“

Aus anderen Unterlagen erfahren wir, dass die 1840 zusammengeführte Gemeinde Crossen das Obercrossener Reihenschankrecht zum 13.12.1848 für 300 Thaler an den dortigen Dorfkrämer Johann Gottlieb Seifert verkaufte. Dagegen legte der Niedercrossener Gastwirt Carl Gottlob Händler, der den Gasthof seit 1815 besaß, zwar bei Gericht Einspruch ein. Dieses entschied jedoch gegen ihn. Somit musste er mit der Konkurrenz im Dorf leben.

Das Gebäude steht heute im Gemeindeeigentum.  Die Gaststätte mit Saal wird durch Pächter bewirtschaftet.Seit mehr als 10 Jahren betreibt Familie Reimann den Crossener Gasthof.

Auch Vereine wie die Crossener Carneval Verein CCV e.V. oder die Kegler des SV Blau-Weiß Crossen e.V. nutzen die Räumlichkeiten rege für Veranstaltungen.

Ansichtskarte von Crossen um 1910
Schlussstein mit Bierkrug neben Eingangstür mit Jahreszahl 1739 (?)
Annonce im Geringswalder Tageblatt vom 29.06.1929
Gasthof Crossen um 1935

Baumaßnahmen

Im Laufe der Jahre erfolgten diverse Baumaßnahmen zur Erhaltung des Gebäudes.

In den 1970er Jahren erfolgten mehrere bauliche Veränderungen. So wurde ein Sanitäranbau errichtet, der auch im Obergeschoss vom Saal aus genutzt werden konnte. In der Küche wurde ein Speisenaufzug in das Obergeschoss eingebaut. An der Nordseite erfolgte der Anbau einer Kegelbahn, die im Oktober 1979 eröffnet wurde.

Gasthof Crossen in den 1970er Jahren
Rückansicht vor dem Umbau 1979

In den Jahren 2005 und 2006 erfolgte die Erneuerung der Fenster und des Außenputzes.

Die letzte große Baumaßnahme wurde mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum“ im Frühjahr 2020 begonnen. Zu den umfangreichen Sanierungsarbeiten zählen unter anderem die Dachneueindeckung, der Austausch von maroden Holzbalken, die Erneuerung der Saaldecke, der Einbau eines Aufzugs und einer Brandmeldeanlage.

Der Gasthof bleibt dank dieser Maßnahmen weiterhin kultureller Mittelpunkt von Crossen und kann von den Bürgern und Vereinen für Zusammenkünfte, Tanzveranstaltungen und das Vereinsleben genutzt werden.

Ansicht Gasthof 2015
Gasthof mit Saal und Kegelbahn 2015
Baumaßnahme Gasthof Crossen Sept. 2020
Dachneueindeckung Sept. 2020
Luftbild während der Bauphase Sept. 2020
Zufahrt mit Schildstandort

Quellen:

Broschüre zur 725-Jahr-Feier von Crossen 2015

„Unsere Heimat – Grundriß einer Heimatkunde der Parochien Großmilkau und Crossen und des Schulbezirks Zetteritz“ von Richard Schrader, Naundorf, 1910

„Älteste Dorfschenken in der Rochlitzer Gegend“ von Prof. Clemens Pfau, Rochlitz, 1932

Wochenspiegel vom 26.07.2006

Protokolle der Gemeinderatssitzungen 2020/21

Beständeübersicht des Staatsarchives Sachsen (www.archiv.sachsen.de)

„Unsere Ortsgeschichte“ von Herbert Jahn und Rudolf Geißler