Schule und Gemeindeamt Crossen
Kurzinfo
Ehemalige Schule
Crossen
Das Gebäude wurde 1878 als Schulhaus errichtet und bis 1973 als solches betrieben. Danach befanden sich hier der Rat der Gemeinde Crossen, die Kindertagesstätte sowie die Nebenstelle einer Arztpraxis.
Heute ist das gesamte Gebäude Sitz der Gemeinde Erlau mit seinen neun Ortsteilen.
Detailinformationen
Die Schule ist bereits 1555 das erste Mal erwähnt worden. Sie stand innerhalb der Friedhofsmauer eingangs auf der linken Seite. Das Gebäude bestand aus einem schlichten Fachwerksbau, unten die bescheidene Schulstube, darüber die Wohnung des Schulkantors mit seiner Familie. Das Kirchenbuch nennt dessen Amtsbezeichnung „Kirchen- und Schuldiener“. In nur einem Raum unterrichtete er zugleich vier Jahrgänge, vormittags die älteren, nachmittags die jüngeren Kinder.
Die jüngeren Jahrgänge schrieben mit Schieferstift auf Schiefertafeln, die älteren auf Papier, was eine Rarität war und Geld kostete. Da die Tische nicht ausreichten, knieten die Kinder vor den Bänken und schrieben in dieser Stellung oder auf den Fensterbänken.
Mit dem Volksschulgesetz vom 06.Juni 1835 wurde im Königreich Sachsen die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Also mussten für die nun höhere Schülerzahl die platzmäßigen Voraussetzungen geschaffen werden.
1836 betrug die Schülerzahl 140.
1878 wurde auf einer vom Pfarrlehn abgetrennten Gartenparzelle ein neues Schulhaus mit einem Kostenaufwand von über 16 000 Mark errichtet. Die Gemeinde musste sich zu diesem Neubau entschließen, weil die alte, innerhalb der Kirchhofsmauer stehende, 1659 erbaute Schule höchst baufällig geworden war und den gesetzlichen Anforderungen nicht mehr entsprach.
Zunächst wurde der Ostteil des jetzigen Gebäudes errichtet. Der Eingang war an der Westseite.
Die Einweihung des neuen Schulhauses erfolgte am 9. September 1878.
Der Schulvorstand bestand aus 8 Personen. Sie verfassten eine Schulordnung, die man noch heute im Kreisarchiv Wechselburg nachlesen kann.
Im Jahre 1904 wurde der Beschluss gefasst, das Gebäude zu vergrößern. Im Folgejahr wurde der Westteil des jetzigen Gebäudes angebaut und der Eingang mit der Freitreppe nach der Mitte verlegt. Der Anbau kostete 11.663,93 Mark.
Ab 1904 wurde die Schule vierklassig. Im neuen Schulhaus amtierte 1878 bis 1920 Kantor Gustav Eduard Schumann, geboren 1851 in Hainichen.
Ab 1959 wurde die Schule nur noch als Grundschule für die Klassen 1-4 genutzt. Ab der 5. Klasse gingen die Crossener Kinder in die neuerbaute Zehnklassenschule nach Milkau.
Im Jahre 1973 wurde die Schule für immer geschlossen. Alle Kinder wurden in Milkau eingeschult. Seither befanden sich der Kindergarten und die Gemeindeverwaltung in dem Gebäude.
Am 2. Januar 1994 schlossen sich die Gemeinden Erlau, Crossen, Schweikershain und Beerwalde zusammen. Die neue Verwaltungsgemeinschaft richtete ihr Gemeindeamt in dem ehemaligen Schulgebäude in Crossen ein. Im Januar 1999 kam noch die ehemalige Gemeinde Milkau mit den Orten Milkau, Naundorf, Neugepülzig, Sachsendorf und Theesdorf hinzu.
Der Kindergarten Crossen befand sich bis Sommer 2019 in einem Teil des Gebäudes. Die im Erdgeschoss und über einen separaten Eingang erreichbare Nebenstelle der Arztpraxis Milkau wurde bis Jahresende 2019 genutzt.
Mittlerweile ist das gesamte Gebäude Verwaltungssitz der Gemeinde Erlau.
Quellen:
„Unsere Heimat –Grundriß einer Heimatkunde der Parochien Großmilkau und Crossen und des Schulbezirks Zetteritz“ von Richard Schrader (1910)
„Nachrichten aus der Geschichte des Schulhauses Crossen…“ von Gerhard Reichel, veröffentlicht im Informationsblatt der Gemeinde Erlau am 19.01.2000
zusammengefasst in der Broschüre „725 Jahre Crossen“, erschienen 2015