Gasthof Crossen
Detailinformationen
Aus der Geschichte des Gasthofes
Prof. Pfau, der Rochlitzer Heimatforscher, berichtete über Crossen in seinem Buch „ Älteste Dorfschenken der Rochlitzer Gegend”:
„Die älteste Erwähnung eines Gasthofes in Crossen stammt aus dem Jahr 1560 und steht im Zusammenhang mit einer Gerichtsbuße. Die Amtsobrigkeit hatte einen Einwohner, der einem anderen „eine Fleischwunde unter das linke Auge geschlagen“ dazu verurteilt, seine Strafe öffentlich am Stock abzubüßen.
Diese Nachricht besagt, dass vor dem Gasthof sich ein sogenannter Pranger (Stock gen.) befunden haben muss, an welchem manche ihre strafbaren Handlungen öffentlich abbüßen mussten. Dabei stand es jedem Vorübergehenden frei, den Sträfling anzuspucken oder mit Schmutz zu bewerfen.
In einer Rochlitzer Amtsrechnung wird 1563 erstmals ein Schenkwirt mit Namen genannt. Der nachweisbar älteste Crossener Schenkwirt hieß Barthel Schüczel.“
Der Haupteingang zur Gaststube befand sich früher an der Frontseite des Gebäudes.
Ein Schlussstein ist bis heute erhalten geblieben. Richard Schrader schrieb 1910 in seiner Chronik „Unsere Heimat“:
„Über der Haustür des Gasthofs befindet sich im Schlußstein ein alter Maßkrug, der durch Umwandlung in ein modernes Bierglas nicht gerade gewonnen hat.“
Die Geschichte des Gasthofs ist noch nicht aufgearbeitet. Je tiefer wir in die Geschichte eintauchen wollen, umso mehr sind wir auf Unterlagen angewiesen, die in Archiven lagern. Das sächsische Staatsarchiv verwahrt eine Akte mit dem Titel:
„Klage des Richters und Schenkwirts Carl Gottlob Händler gegen die vereinigte Gemeinde Ober- und Niedercrossen wegen der Verpachtung des Reiheschanks“
Aus anderen Unterlagen erfahren wir, dass die 1840 zusammengeführte Gemeinde Crossen das Obercrossener Reihenschankrecht zum 13.12.1848 für 300 Thaler an den dortigen Dorfkrämer Johann Gottlieb Seifert verkaufte. Dagegen legte der Niedercrossener Gastwirt Carl Gottlob Händler, der den Gasthof seit 1815 besaß, zwar bei Gericht Einspruch ein. Dieses entschied jedoch gegen ihn. Somit musste er mit der Konkurrenz im Dorf leben.
Das Gebäude steht heute im Gemeindeeigentum. Die Gaststätte mit Saal wird durch Pächter bewirtschaftet.Seit mehr als 10 Jahren betreibt Familie Reimann den Crossener Gasthof.
Auch Vereine wie die Crossener Carneval Verein CCV e.V. oder die Kegler des SV Blau-Weiß Crossen e.V. nutzen die Räumlichkeiten rege für Veranstaltungen.
Baumaßnahmen
Im Laufe der Jahre erfolgten diverse Baumaßnahmen zur Erhaltung des Gebäudes.
In den 1970er Jahren erfolgten mehrere bauliche Veränderungen. So wurde ein Sanitäranbau errichtet, der auch im Obergeschoss vom Saal aus genutzt werden konnte. In der Küche wurde ein Speisenaufzug in das Obergeschoss eingebaut. An der Nordseite erfolgte der Anbau einer Kegelbahn, die im Oktober 1979 eröffnet wurde.
In den Jahren 2005 und 2006 erfolgte die Erneuerung der Fenster und des Außenputzes.
Die letzte große Baumaßnahme wurde mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum“ im Frühjahr 2020 begonnen. Zu den umfangreichen Sanierungsarbeiten zählen unter anderem die Dachneueindeckung, der Austausch von maroden Holzbalken, die Erneuerung der Saaldecke, der Einbau eines Aufzugs und einer Brandmeldeanlage.
Der Gasthof bleibt dank dieser Maßnahmen weiterhin kultureller Mittelpunkt von Crossen und kann von den Bürgern und Vereinen für Zusammenkünfte, Tanzveranstaltungen und das Vereinsleben genutzt werden.
Quellen:
Broschüre zur 725-Jahr-Feier von Crossen 2015
„Unsere Heimat – Grundriß einer Heimatkunde der Parochien Großmilkau und Crossen und des Schulbezirks Zetteritz“ von Richard Schrader, Naundorf, 1910
„Älteste Dorfschenken in der Rochlitzer Gegend“ von Prof. Clemens Pfau, Rochlitz, 1932
Wochenspiegel vom 26.07.2006
Protokolle der Gemeinderatssitzungen 2020/21
Beständeübersicht des Staatsarchives Sachsen (www.archiv.sachsen.de)
„Unsere Ortsgeschichte“ von Herbert Jahn und Rudolf Geißler