Windmühle Obercrossen

Kurzinfo

Windmühle Obercrossen

1845 errichtete Johann Adam Drescher auf diesem Grundstück eine Windmühle und 1846 das heute hier stehende Wohnhaus.

Der letzte Windmüller hieß  Gottfried David Naundorf.

Die Windmühle wurde zu Beginn der 1920er Jahre abgebrochen.

Detailinformationen

Der erste Windmüller in Obercrossen 1845 – Johann Adam Drescher

  • heiratet am 11. Februar 1844 Johanna Eleonora geb. Bemmann, die älteste Tochter des Häuslers Johann David Bemmann aus Obercrossen
  • bittet am 3. März 1845 bei dem Staatsminister von Nostitz-Wallwitz als Besitzer des Rittergutes Schweikershain und Gerichtsherr über Obercrossen um Erlaubnis für die Errichtung einer Windmühle
  • beantragt am 20. März 1845 bei der Königlichen Kreisdirektion Leipzig die Erlaubnis zum Aufbau einer Windmühle mit einem Mahlgang auf einem Stück Feld, welches seiner Ehefrau gehört und an dem Weg von Obercrossen nach Beerwalde liegt
  • begründet sein Bauvorhaben mit der großen Entfernung zu den Mühlen von Mittweida und Kriebstein sowie mit dem bei den Dorfbewohnern vor allem in den Wintermonaten durch die näher gelegenen kleinen Mühlen nicht zu deckenden Mehlbedarf
  • beginnt am 4. September 1845 unter Anleitung des Zimmermeisters und Windmühlenbauverständigen Johann Christoph Mette aus Lausigk mit der Errichtung der Windmühle, welche etwa einen Monat später fertig ist
  • erhält am 15. Oktober 1845 unter Androhung einer Geldstrafe in Höhe von 20 Talern das Verbot zum Betreiben der Windmühle, da sie zu nah an der Straße errichtet worden sei
  • wird vom Geringswalder Gendarm Robert Schmidt am 2. Dezember 1845 bei der Königlichen Amtshauptmannschaft in Rochlitz angezeigt, da die Windmühle bereits genutzt wird
  • beantragt am 21. Juli 1846 erneut bei der Königlichen Kreisdirektion Leipzig die Erlaubnis zur Inbetriebnahme seiner Windmühle
  • erhält von der Kreisdirektion die Auflage, sein Wohnhaus zwischen Windmühle und Straße zu errichten, nachdem die Amtshauptmannschaft in Rochlitz ein Gutachten zum Standort der Windmühle hat erstellen lassen und demnach eine Verlegung des Weges nicht in Frage kommt
  • zeigt am 10. November 1846 der Gerichtsherrschaft in Schweikershain, den Baubeginn für sein Wohnhaus an, welches in spätestens 4 Wochen bezugsfertig sein soll
  • erhält am 23. Dezember 1846 endlich von der Königlichen Kreisdirektion in Leipzig die Erlaubnis zum Betreiben seiner Windmühle mit Minderung der ein Jahr zuvor angedrohten Strafe von 20 auf 5 Taler
Deckblatt zur Akte der Windmühle StA-L, Bestand 20542 Rittergut Schweikershain Nr. 214
Standort der Windmühle in Obercrossen 1845 (Quelle: Topographischer Atlas des Königreichs Sachsen (Oberreit) um 1843 , Sektion Freyberg)

Aus dem Gutachten der Amtshauptmannschaft Rochlitz vom 17. März 1846

Punkt a = Beginn des angelegten Fahrweges zur Windmühle

Punkt c = von Johann Adam Drescher geplanter Bauplatz für sein Wohnhaus

Punkt x = Standort der Windmühle Dreschers

Punkt y = neuer Standort des Wohnhauses laut Gutachten

Standortskizze der Windmühle Obercrossen (aus StA-L Bestand 20542 RG Schweikershain, Nr. 214 - Kopie)

Im Kirchenbuch erfährt man, dass der Böttchermeister und Windmüller Drescher und seine Ehefrau hier 1844 heirateten. Für ihn war es bereits die 2. Ehe. Auch einige Kinder wurden ihnen hier geboren, der jüngste Eintrag einer Kindstaufe stammt aus dem Jahre 1853. Danach verliert sich hier ihre Spur. Vermutlich verkauften Sie das Grundstück mit der Windmühle.

Das Grundstück soll nachfolgend Carl Heinrich Polster besessen haben. 

Ein weiterer und vermutlich auch der letzte Windmüller auf diesem Grundstück ist ebenfalls im Kirchenbuch und zudem im Einwohnerverzeichnis des Ortes nachweisbar. Es handelt sich um Gottfried David Naundorf. Er und seine Braut kamen aus einem kleinen Ort nördlich von Halle/Saale nach Crossen. Beider Trauung fand 1864 in der hiesigen Kirche statt. Noch 1891 wurde Naundorf im Adressbuch der Stadt Mittweida und der umliegenden Landgemeinden als Windmüller bezeichnet. Er starb 1916 im Alter von 83 Jahren. Seine Witwe folgte ihm 1921.

Die Windmühle soll der Überlieferung nach 1922 abgebrochen worden sein. Im Messtischblatt 4943 (61) von 1919 ist die Windmühle noch vorhanden, bei der Karte mit Nachträgen aus 1922 jedoch nicht mehr eingezeichnet.

Wohnhaus Windmühlengrundstück Familie Sachse 2015
Schildstandort mit Gebäudebestand 2021
Luftbildes des ehemaligen Standorts (Juni 2021, Th. Wittke)