Bahnhof Erlau
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Schildtext
Bahnhof Erlau
Am 01.09.1852 wurde die Bahnstrecke Riesa – Chemnitz in Betrieb genommen.
Bis zum Bau der Muldentaleisenbahn war Erlau der Zusteigebahnhof für Rochlitz mit Postkutschenverbindung.
1890/91 wurde das heute vorhandene Gebäude mit Güterschuppen errichtet.
Von 2015-2017 erfolgte die Sanierung und Umnutzung zum „Generationenbahnhof Erlau„.
Detailinformationen
Historischer Abriss zum Bau der Bahnstrecke Chemnitz – Riesa und des Bahnhofsgebäudes in Erlau
November 1835
Gründung des Eisenbahnkomitees für den Bau einer Eisenbahn für das Erzgebirge und Genehmigung von Vorarbeiten durch die Staatsregierung
01.05.1837
Gründung der „Erzgebirgischen Eisenbahngesellschaft“ und Beschluss zum Bau der „Erzgebirgischen Eisenbahn“ von Chemnitz nach Zwickau und Riesa zur ersten Generalversammlung
1837/38 Probleme bei Konzessionserteilung und Empfehlung zur zeitlichen Verschiebung durch die sächsische Regierung
1839/40
Aufnahme einer Eisenbahnstrecke von Chemnitz nach Zwickau in das sächsische Eisenbahnbauprogramm durch den Landtag
1843/44 Abänderung der geplanten Bahnverbindung zugunsten einer Strecke von Chemnitz nach Riesa durch den Landtag
19.06.1844
Befürwortung des Bahnbaus zwischen Chemnitz und Riesa durch die sächsische Regierung
26.08.1844
Außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre mit Festlegung auf die neue Strecke und Umbenennung in „Chemnitz-Riesaer Eisenbahngesellschaft“
09.05.1845
Baubeginn mit vorläufiger Genehmigung
01.07.1845
Endgültige Erteilung der „Allerhöchsten Concession“ durch die sächsische Regierung zum Bau und Betrieb der Linie Riesa – Chemnitz
April 1846
Lieferung der ersten beiden Lokomotiven aus England nach Riesa
29.06.1846
Zweite Generalversammlung der „Chemnitz-Riesaer Eisenbahngesellschaft“ mit Festlegung der endgültigen Linienführung und Priorisierung des Abschnittes Riesa – Döbeln (Großbauchlitz)
Dezember 1846
Neuer Kostenvoranschlag für die gewählte Trassenführung ergibt einen Finanzaufwand von 6 Mio. Talern und damit einen Mehrbedarf von 2 Mio. Talern
1847
Finanzprobleme:
- Petition an das Direktorium des Landtages mit Bitte um Unterstützung bei der Mittelbeschaffung
- Ablehnung durch die sächsische Regierung
- Beschlussfassung zur Ausgabe von Schuldscheinen zur Finanzierung bei der Dritten Generalversammlung der „Chemnitz-Riesaer Eisenbahngesellschaft“
August 1847
Erstbefahrung und feierliche Eröffnung des Teilabschnitts Riesa – Döbeln (Großbauchlitz), Inbetriebnahme des Regelbetriebs
September 1847
Erweiterung des Regelbetriebs bis Limmritz
März 1848
Zahlungsunfähigkeit der Eisenbahngesellschaft
29.05.1848
Angebot des Kaufs der unvollendeten Strecke an den sächsischen Staat
16.09.1848
Erste Probefahrt zwischen Mittweida und Chemnitz
Juni 1849
Beginn Verkaufsverhandlungen
August/Dezember 1850
Genehmigung der Abtretung durch die Eisenbahngesellschaft und Zustimmung der Übernahme durch den sächsischen Landtag
31.12.1850
Übergang der Strecke in Staatseigentum und Einrichtung der „Königlichen Direktion der Chemnitz-Riesaer Staatseisenbahn“
01.09.1852
Feierliche Eröffnung der Gesamtstrecke im Beisein des sächsischen Königshauses mit anschließender Inbetriebnahme und „Übergabe für das Publikum“
Juli 1853
Einrichtung des „Fahrenden Post Amt No. 3“ in Sachsen zwischen Riesa und Chemnitz
1853/54
Endgültige Fertigstellung der technischen Streckenausrüstung und der Hochbauten
1857
Bau eines „Stationshauses“ in Erlau und von Güterverkehrsanlagen
Inbetriebnahme des zweiten Gleises im Teilabschnitt Waldheim – Mittweida
1890/91
Bau des heutigen Bahnhofsgebäudes im Stil der Neorenaissance mit angeschlossenem Wirtschaftsgebäude
Auf den Bestandsplänen der Bahn sind sogar die Bauzeiten vermerkt:
- Bahnhofsgebäude: Baubeginn / Baubeendigung
- Wirtschaftsgebäude: Baubeginn 17. Juli 1891 / Baubeendigung 26. September 1891
Erstaunlicherweise schreibt Pfarrer Max Türk in seiner Chronik im Jahr 1911, dass das Bahnhofsgebäude in den Jahren 1900-1901 gebaut wurde. Dem stehen die Vermerke auf den Bestandsplänen sowie die bereits erfolgte Eintragung der Gebäude in der Äquidistantenkarte von 1900 (http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71055547) entgegen. Offensichtlich trügt manchmal die Erinnerung …
November 1918
Nach dem Ende der Monarchie in Sachsen Umbenennung in Sächsische Staatseisenbahnen
1920
Eingliederung in die Deutsche Reichsbahn
Nach 1945
Demontage des 2. Gleises als Reparationszahlungen an die Sowjetunion
1990
Wiedererichtung und Inbetriebnahme des 2. Gleises
Bau einer Bahnüberführungsbrücke, Außerbetriebnahme des beschrankten Bahnüberganges
Schaffung eines 100 m entfernten Haltepunktes, Bahnhofsgebäude verliert Nutzungszweck
1991
Elektrifizierung der Strecke
Mitte 1990er Jahre
Auszug des letzten Mieters, Bahnhof unterliegt dem Verfall
2003
Erste Überlegungen und Aktivitäten zur Revitalisierung des Bahnhofsgebäudes, damals leider ohne Erfolg
Juni 2006
Einstellung des Interregio-Betriebs auf der Strecke
2012-2017
Wiederbelebung des mittlerweile stark baufälligen Gebäudekomplexes:
Durch die Entwürfe von Architektur- und Landschaftsarchitekturstudierenden der Technischen Universität Dresden als Idee von Jana Ahnert wurde plötzlich Aufmerksamkeit für den Bahnhof erzeugt, die diesmal auf fruchtbareren Boden fiel. Obwohl in dieser Form ursprünglich nicht geplant, gab es ein starkes positives Echo auf Ideen und Konzepte der Studierenden. Dies führte letztlich zu einem Projekt zum Wiederaufbau des Bahnhofs in Erlau durch die Gemeinde, die das baufällige Gebäude von der Deutschen Bahn AG erwirbt. Durch hohen persönlichen Einsatz des damaligen Bürgermeisters Wolfgang Ahnert, die Mitglieder des neu gegründeten Vereins Generationenbahnhof Erlau e.V., viele Erlauerinnen und Erlauer sowie durch verschiedene finanzielle Unterstützungen bei Bau und Aufbau des Bürgerbereiches (Förderung durch die Leader-Region Land des Roten Porphyr, Neulandgewinnerprogramm der Robert-Bosch-Stiftung, Bundesmodellvorhaben Regionalität und Mehrfunktionshäuser) konnte das Gebäude schließlich am 31.07.2017 wiedereröffnet und der Allgemeinheit übergeben werden. Weitere Fotos und Informationen finden sich auf der Internetseite des Generationenbahnhofs.
Heute befinden sich im Hauptgebäude der durch den Generationenbahnhof Erlau e.V. verantwortete Bürgerbereich mit Veranstaltungsraum und eine Seniorentagespflege der SSG Rochlitz inkl. eines ambulanten Pflegestützpunkts. Im ehemaligen Wirtschaftsgebäude betreibt das Ehepaar Eichler aus Döbeln eine hochmoderne Zahnarztpraxis.
Quellen:
Archiv der Deutschen Bahn
Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde e.V. (2002): 1852 – 2002. 150 Jahre Eisenbahnstrecke Riesa – Chemnitz / Eisenbahn in Chemnitz
“Adreßbuch für den Stadt- und Amtsgerichtsbezirk Mittweida” von 1937