Schmiede Arras

Kurzinfo

Ehemalige Schmiede

Neben dem 1832 erbauten Wohnhaus errichtete Bruno Kunze 1879 eine Schmiede. Die Söhne Richard und Paul Kunze übernahmen um 1910 den Familienbetrieb. Hier wurden auch Fahrräder und Motorräder verkauft und repariert.

Detailinformationen

Bereits im Beiblatt zum Sächsischen Meilenblatt von 1799 (Berliner Exemplar) wird in Arras eine „Gemeinde-Schmiedte“ erwähnt. Wahrscheinlich handelte sich dabei um ein Haus mit Grundstück, welches am 8. Dezember 1839 an den 28-jährigen Schmiedemeister Johann Carl Gottlieb Winkler aus Leupahn verkauft wurde und bis dahin 27 Begüterten der Gemeinde Arras gemeinsam gehörte.

Wie lange Winkler die Schmiede weiter betrieb, muss noch recherchiert werden.

Unweit dieser Dorfschmiede erhielt Johann Gottlieb Polster aus Arras am 16. Februar 1832 von der Gemeinde einen Platz von 13 Ellen Breite und 20 Ellen Länge zur Erbauung eines Hauses.

Standort der Gemeinde-Dorfschmiede 1799 (SLUB Dresden, Deutsche Fotothek, Sächsisches Meilenblatt, Berliner Exemplar, Blatt Nr. 121)

In der Bauakte, die sich im heutigen Kreisarchiv Wechselburg befindet, wurde am 12. März 1879 von Schmiedemeister Otto Bruno Kunze der Bauantrag für die „Erbauung einer Schmiedewerkstatt und eines Beschlagschuppens“ gestellt. Es wird hier erwähnt, dass das Grundstück „kürzlich erkauft und noch nicht bezogen“ sei.

1874 vor dem Bau der Eisenbahnstrecke Waldheim-Rochlitz, 5 Jahre danach baute Bruno Kunze hier die Schmiede an (#)
Essen- und Anbauzeichnung 1879

Sohn Carl Paul wurde am 4. Januar 1881 als 7. Kind der Familie in Arras geboren. Hugo Richard, geboren am 11. September 1889 ist bereits das 13. Kind.

Der Bauakte ist zu entnehmen, das Bruno Kunze 1909 noch Bauantragssteller für einen erneuten Schmiedewerkstattanbau war, aber 1912 baten erstmals die Brüder Paul und Richard Kunze bei der Amtshauptmannschaft Rochlitz um die Genehmigung zum Bau eines hölzernen Schuppens.

Schmiede Arras 1908 vor dem Anbau der neuen Schmiedewerkstatt
Schmiede Arras 1910
Zeichnung zum Schuppenneubau 1912

In der Arraser Chronik vom ehemaligen Bürgermeister Hermann Graupner (1949-1979 im Amt) lesen wir:

„Reges Leben herrscht in der Dorfschmiede der Gebr. Kunze. Ob Sonntag vormittag oder an anderen Tagen, in der Schmiede ist immer eine hilfreiche Hand zur Verfügung. Treffpunkt aller Fahrrad- und Motorradbesitzer.“

Schmiede und Wohnhaus in Arras (zwischen 1909 und 1925)

Der ältere der beiden Brüder Paul heiratete 1912. 1906 wurde eine Tochter geboren. Nach dem frühen Tod der ersten Ehefrau heiratete er ein zweites Mal.

Er wird im Einwohnerbuch als Hausbesitzer und Schmiedemeister bezeichnet und wohnte im Haus Nr. 43B (späteres Wohnhaus vom langjährigen Bürgermeister Hermann Graupner). Im 1. Weltkrieg diente er von September 1915 bis September 1917 als Soldat. Er starb 1940 im Alter von nicht ganz 60 Jahren.

Der jüngere Bruder Richard heiratete 1919. Auch er wird im Einwohnerbuch als Hausbesitzer und Schmiedemeister bezeichnet. Er wohnte hier im Haus Nr. 48 (Schmiede). Ebenso absolvierte er den Kriegsdienst, von Januar 1916 bis September 1918. Er wurde 74 Jahre alt.

Messingschild der Gebrüder Kunze
Messingschild Gebr. Kunze

Aus der Bauakte zum Schmiedegrundstück

1879   Schmiedewerkstatt, Beschlagschuppen, Esseneinbau

1905   Anbau eines Schuppens an das Wohngebäude

1909   Anbau einer neuen Schmiedewerkstatt

1912   Bau eines Schuppens auf der gegenüberliegenden Straßenseite

1925   Erweiterungsbau Lager zwischen Schmiede und Wohnhaus

1925   Aufstellung eines Kraft-Federhammers

1930   Erweiterung des Schuppens auf gegenüberliegender Straßenseite (Abstell- und Lagerraum)

1931   Bauantrag für einen neuen Beschlagraum als Anbau an die Schmiede (trotz Ausnahmebewilligung vermutlich keine Bauausführung)

Rochlitzer Tageblatt Nr. 192 am 19.8.1925 Bekanntmachung Einbau Federhammer

Nachfolgender Hausbesitzer war Oskar Schnabel. Nach seinem Tod verkaufte seine Witwe das Grundstück an Familie Morgenstern, die es heute noch bewohnt.

Haus im Besitz von Schnabel Oskar (1973)
Schmiede 1992
Schmiede 1997
Beginn des Schuppenabbaus im Mai 2022, (alte Beschriftung ist sichtbar geworden)
Ansicht vom April 2023
Abbau im April 2023

Quellen

  • Kreisarchiv Mittelsachsen, Standort Wechselburg, Waldstr. 2, 09306 Wechselburg:
    Bestand Bauakten Gemeinde Arras, Akte Nr. 192 und 213
    Bestand Gemeinde Arras, Einwohnerverzeichnis von 1927
    Chronik von Arras, Verfasser ehem. Bürgermeister Hermann Graupner

 

  • Archiv des Heimatvereins Arras
    Häuserchronik Arras 1973
    Chronik von Arras, überarbeitet von Robby Liebers (Ortsvorsteher von Arras) 2020

 

 

  • Pfarramt Geringswalde, Kirchenbücher Taufen 1869-1890 und Trauungen 1905-1919

 

 

  • Meilenblatt Sachsen, Berliner Exemplar, 1799, Blatt 122
    Foto: 2006
    Aufn.-Nr.: df_dk_0002122
    Datensatz (color)
    Eigentümer: SLUB / Deutsche Fotothek