Gasthof Bemmann (Park Friedrichsruh)
Gesamtkarte >>Arras >> Umkreiskarte
Kurzinfo
Dieses Gebäude gehörte zu Bemmanns Gasthof genannt
Park Friedrichsruh.
Carl Friedrich Bemmann erhielt im Jahre 1867 die Schankerlaubnis. Sein jüngster Sohn mit gleichem Namen übernahm den Gasthof ab 1885 und betrieb ihn sehr geschäftstüchtig bis 1919. Bei einem Brand am 26. Juli 1927 wurde das gegenüber befindliche Gasthofsgebäude zerstört.
Detailinformationen
Seit 1851 gab es einen Gastwirt in Arras, der Bier und Branntwein ausschenken durfte: Carl Friedrich Müller, Grundstück Nr. 31.
Am 18. September 1867 erhielt der Tierarzt, Dorfkrämer und Hausbesitzer Carl Friedrich Bemmann ebenfalls die Schankerlaubnis für sein Grundstück Nr. 43 in Arras.
Jedoch starb Bemmann im März 1870. Er hinterließ die Witwe und 3 Söhne, zwei bereits verheiratet. Der jüngste aber hieß wie sein Vater Carl Friedrich, war zu dessen Todeszeitpunkt gerade erst 15 Jahre alt und erlernte in Geringswalde das Schneiderhandwerk. 1885 übernahm er schließlich das von seiner Mutter bisher betriebene Geschäft und erhielt von der Amtshauptmannschaft Rochlitz die Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank.
Carl Friedrich Bemmann bemühte sich stets, Besucher aus nah und fern durch besondere Angebote anzulocken. Er erweiterte den Gasthof und richtete auf der gegenüberliegenden Seite der Dorfstraße einen Stall für die Pferde der Gäste ein.
Ein Glücksumstand war auch der Bau der Eisenbahnstrecke Waldheim – Rochlitz und deren Fertigstellung 1893. Sicher nutzten etliche Wochenendausflügler aus den umliegenden Städten und Dörfern die in Arras haltende Eisenbahn.
Auch entstand ein 180 qm großes Gartenzelt, welches den Namen „Flora“ trug. Es fanden Singspiele, Gesangsvorträge und Ausstellungen statt.
Schankwesen in dem Grundstücke Brand-Cataster Nr. 43 in Arras 1885 – 1926 (Quelle: Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20030 Amtshauptmannschaft Rochlitz, Nr. 2005)
Jahr | Inhaber | Konzessionsgesuch | Genehmigung der Amtshauptmannschaft Rochlitz/Sonstiges |
---|---|---|---|
1885 | Carl Friedrich Bemmann | Bier- und Branntweinschank, Branntweinkleinhandel in dem Hause Brandkataster Nr. 43a | genehmigt |
1889 | derselbe | Veranstaltung von Singspielen in neuerbautem Zimmer (ca. 40qm) (vom Gemeinderat Arras abgelehnt) | abgelehnt, da bereit Gastwirt Müller in Arras eine solcher Erlaubnis hat |
1890 | derselbe | Veranstaltung von Singspielen, Gesangsvorträge und sonstige Schaustellungen (vom Gemeinderat Arras befürwortet) | abgelehnt |
1893 | derselbe | Abhaltung von Singspielen, Gesangs- und Instrumentalkonzerten weiterer Vergrößerungsanbau | nach Beurteilung durch den Brandversicherungsinspektor bei der Beachtung von Vorschriften genehmigt |
1896 | derselbe | Ausdehnung der Schankerlaubnis in einem zu errichtenden Gebäudeneubau, Ausspannen und Setzen von Krippen | genehmigt |
1899/1900 | derselbe | Ausdehnung der Schankerlaubnis, Singspiele usw. auf das zu errichtende Gartenzelt (Flora) und den Garten | genehmigt |
1906 | derselbe | Abhaltung von Tanzvergnügen – Flora – (Zeltgröße 180 qm) | abgelehnt |
1909 | derselbe | Abhaltung von Tanzvergnügen für auswärtige Vereine und Gesellschaften in der Zeit von April bis September | genehmigt mit der Bedingung vom Umbau des Gartenzeltes Ablehnung des Einspruch des anderen Gasthofbesitzers Richard Müller aus Arras |
1910 | derselbe | 1. Erlaubnis zum Beherbergen 2. Reiheschankrealrecht vom Grundstück Bl. 30 des Grundbuchs, Ortsliste Nr. 31 für Arras 3. Ausdehnung der Vollschankbefugnisse auf den durch Arrealzukauf vergrößerten Garten und den Umbau des Gartenzeltes zu einem massiven Tanzsaal | Genehmigt Übertragung des vollen Gasthofsgerechtsamkeit von Richard Osmar Müller auf Carl Friedrich Bemmann Umbau des Gartenzeltes zum massiven Gebäude nicht erfolgt |
1911 | derselbe | Veranstaltung öffentlicher Tanzmusik im Gartensalon, Ausdehnung der ihm für die Monate Mai bis September zustehende Tanzerlaubnis für auswärtige Vereine und Gesellschaften auf die Monate April, Oktober und November jeden Jahres | abgelehnt wegen Brandschutzbedenken beim Gartenzelt |
1912 | August Julius Richter | Konzessionsgesuch zu dem am 4.1.1912 von Carl Friedrich Bemmann gekauften Gasthofgrundstücks mit sämtlichem dazu gehörigen Inventar, eingeschlossen den Garten mit der Gartenhalle | genehmigt unter der Bedingung des Baus eines Pferdestalls, zweier Abortanlagen und Einbau eines Speisegewölbes Verzicht Richters auf die erteilte Genehmigung in 1913 (Kaufvertrag zustande gekommen?) |
1913 | William Erhardt Bemmann | Konzessionsgesuch | genehmigt Sohn des Carl Friedrich Bemmann pachtet das Grundstück von seinem Vater |
1914 | derselbe | Erweiterung der Tanzerlaubnis | abgelehnt, Entscheidung im Einzelfall, Bedingung: Gartenhalle in gutem baulichen Zustand, nur in den Sommermonaten |
1916 | Carl Wilhelm Erwin Niederschabbehard | Konzessionsgesuch | genehmigt Schwiegersohn des Carl Friedrich Bemmann Verzicht William Erhardt Bemmanns auf die Schankkonzession |
1917/ 1918 | Carl Friedrich Bemmann | Konkurs des Gasthofsbesitzers Niederschabbehard Konzessionsgesuch des Schwiegervaters Carl Friedrich Bemmann | genehmigt, alle 4 Söhne im Krieg Gasthof stünde laut Bemmann zum Verkauf |
1919 | Woldemar Fritz Loose | Konzessionsgesuch für den von Carl Friedrich Bemmann gekauften Gasthof | genehmigt |
1919 | derselbe | Gesuch zum Abhalten von Tanzmusikveranstaltungen | abgelehnt wegen Nichterfüllung der polizeilichen Anforderungen |
1921 | Karl Hermann Schönfeld | Konzessionsgesuch für das von Fritz Loose gekaufte Gasthofsgrundstück | genehmigt |
1926 | derselbe | Genehmigungsersuchen für die Durchführung eines öffentlichen Balls anlässlich des am 10.7.1926 stattfindenden Schulfestes | genehmigt |
Lange bemühte sich Gastwirt Bemmann vergeblich um die Erlaubnis zum Abhalten von Tanzveranstaltungen. Erst 1909 – und dann nur in den Sommermonaten – wurde es ihm gestattet, wie aus vorstehendem Archivauszug hervorgeht.
Als der andere im Ort ansässige Gastwirt Richard Osmar Müller 1910 das Realschankrecht zurückgab, konnte es Bemmann übernehmen.
1912 scheiterte ein Versuch Bemmanns, den Gasthof zu verkaufen. Es folgte der Betrieb durch Sohn (1913) und Schwiegersohn (1916). Als dieser Konkurs anmelden musste, übernahm der alte Gasthofbetreiber Carl Friedrich Bemmann wieder.
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges verkaufte er die Gastwirtschaft endgültig an Woldemar Fritz Loose.
Nach einem weiteren Eigentümerwechsel 1921 betrieb Karl Schönfeld die Gastronomie weiter, bis der Gasthof am späten Abend des 26. Juli 1927 bei einem Brand zerstört und an dieser Stelle nicht wieder aufgebaut wurde.
Von „Park Friedrichsruh“, einer groß angelegten Naherholungsstätte, mit Gondelteich, Tier- und Skulpturenpark, erzählen heute noch Ansichtskarten und Zeitungsinserate.
An neuem Platz entstand das „Sanssouci“, das mit modernem Leuchtglasparkett zum Tanzen einlud. Freisitz und Kinderspielplatz lockten bei schönem Wetter vor allem auch Familien an.
Quellen:
Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20030 Amtshauptmannschaft Rochlitz, Nr. 2005, Bestand 20105 Gerichtsamt Rochlitz, Nr. 41, Bestand 20542 Rittergut Schweikershain, Nr. 591
Kreisarchiv Mittelsachsen, Standort Wechselburg, Waldstr. 2, 09306 Wechselburg, Bestand Gemeinde Arras, Chronik von Arras, Verfasser Hermann Graupner/ ehem. Bürgermeister von Arras
Heimatverein Arras e.V.:
Alben mit Fotos und Ansichtskarten,
„Chronik von Arras“, überarbeitet von Robby Liebers, Arras 2020
Ansichtskartensammlung Berit Wittke, Milkau
Heimatverein Milkau e.V.: Sammlung Zeitungsannoncen aus Geringswalder Wochenblatt 1911 und 1924