Gedenktafel an den Brand von 1868 in Schönfeld

Am Haus Nr. 27a in der Schönfelder Straße befindet sich diese Gedenktafel an einen verheerenden Brand. Der Text lautet:

Erinnerung

An den 19. Jan.1868, als bei heftigem Sturmwin-
de Abends in der achten Stunde beim Gutsbesit-
zer Reichel Feuer ausbrach u. in kurzer Zeit
5 Bauerngüter u. 2 Häuser nebst allen Vorrä-
then in Asche gelegt wurden, auch Menschen-
leben in Gefahr waren, da 2 Ehepaare durch
die Fenster mußten gerettet werden.

Gewidmet v. Joh. Christlieb Poppitz

Gedenktafel zum Brand von 1868
Haus Nr. 27a Fam. Struzina mit der Gedenktafel
Wohnhaus Fam. H. Matthies, Schönfelder Str. 27

Vom Milkauer Ortschronisten Gerhard Reichel

Meine Urgroßmutter Therese Thierbach, geb. 1851 in Schönfeld, war als junges Mädchen Zeugin dieses furchbaren Unglücks. Sie erzählte davon ihren Kindern:

Es war am 19. Januar 1868, in den Abendstunden kam von Südwesten – aus der Richtung Zetteritz – ein starker Sturm über das Dorf. Im Schönfelder Gasthof waren die jüngeren Männer mit ihren Frauen bei einem Vergnügen der Ortsfeuerwehr vereint bei Schmaus und Musik. Die älteren Männer gehörten der Feuerwehr nicht an. Sie blieben mit ihren Frauen zu Hause bei den Enkeln und lasen das Rochlitzer Wochenblatt, die übliche Abendlektüre.

Im Bauerngut von Christian Friedrich Reichel (…) legte ein Brandstifter in der Scheune Feuer, was sich durch den Sturmwind rasch ausbreitete. Schnell erfasste es das Nachbargut Bergmann (…) und zwei kleine Wohnhäuser im Garten an der Straße. Nebenan im gasthof war fröhliches Treiben. Niemand kam heraus. Das Wetter war zu schlecht. Die Festgesellschaft bemerkte das Feuer erst, als sich die Flammen gespenstisch rot in den Fensterscheiben  Saales spiegelten. Alle stürzten schreiend hinaus zu ihren Heimstätten. In einem Augenblick war aus der Festfreude herzzerreißendes Weinen und Klagen geworden.

Die Kinder schliefen in ihren Betten. Die Alten saßen in ihren Stuben und hörten das Heulen des Sturmes. Keiner bemerkte, dass die Dächer über ihnen lichterloh brannten. Gott sei Dank konnten alle gerettet werden, wenn auch zwei alte Ehepaare durch die Fenster. Es war kein anderer Fluchtweg mehr möglich.

Damals waren die Gebäude noch teilweise mit Stohdächern gedeckt. Die Gewalt des Sturmes riss brennende Strohdächer durch die Luft und setzte diese auf die Häuser der Nachbarn. Brennende Teile flogen in der Windrichtung weiter nach Kleinmilkau, wo die verängstigten Bewohner eiligst Wasser aus ihren Brunnen zum Löschen pumpten. Der große Dunghaufen auf dem Hofe des Kleinmilkauer Rittergutes brannte.

Vom Großmilkauer Kirchturm klagte das Wimmern der Sturmglocke.

Brandstellen 1868 (Quelle: Sächs. Meilenblatt df_dk_0002121 SLUB Dresden, Deutsche Fotothek)
Luftbild von Schönfeld (2008)