Arraser Mühle

Kurzinfo

Gelände der ehemaligen Arraser Mühle

Die Arraser Mühle war eine Schrot- und Schneidemühle. Das oberschlächtige Wasserrad wurde mit dem angestauten Wasser aus dem Teich oberhalb der Mühle angetrieben. Ab 1953 pachtete die LPG „Freiheit“ Milkau das Anwesen. Nach Ende der Nutzung um 1973 verfielen die Gebäude durch Leerstand und Vandalismus.

Detailinformationen

Wann die Arraser Mühle errichtet wurde, ist nicht überliefert. Vermutlich ist sie aber erst nach den anderen Wassermühlen im Aubachtal angelegt worden.

Obwohl die Mühle vom eigentlichen Dorf Arras mehr als einen Kilometer entfernt und durch einen Wald (genannt „Neiden“) getrennt war, so befand sie sich doch auf Arraser Flur und gehört heute nicht zur Gemeinde Erlau sondern zur Stadt Geringswalde. Aufgrund der Tatsache, dass die Mühle jedoch nahe an den Ortschaften Großmilkau und Theesdorf stand, ist der jahrhundertelange gegenseitige Einfluss nachgewiesen.

Belege befinden sich zum Beispiel in den Kirchenbüchern. Im ersten Großmilkauer Kirchenbuch lesen wir den ältesten von uns bisher gefundenen Eintrag zur Arraser Mühle.  Am 18. März 1654 wird

„Frau Margarethe, Paul Naumanns des Araßer Müllers Eheweib“

als Taufpatin erwähnt.

Überliefert ist auch die Trauung von Paul Naumann (vermutlich dem Sohn des o.g.) als Pachtmüller zu Arras im Jahre 1678 mit Maria Sieber, Tochter von Georg Sieber, Schafmeister in Kleinmilkau. 1680 wurde Pauls Schwester Margaretha Naumann schließlich mit Hans Scha(a)f, der Müller zu Gepülzig war und aus der Großmilkauer Grabenmühle stammte, vermählt.

Im Gerichtsbuch des Amtsgerichtes Waldheim (1647-1665) findet man im Jahr 1659 die Erwähnung des Müllers von Arras. Leider wird hier dessen Name nicht genannt. Wahrscheinlich handelte es sich um Paul Naumann (den Älteren), denn 1680 erbte sein jüngster Sohn Andreas die Mühle. Da dieser jedoch noch minderjährig war, pachtete sein Bruder Paul Naumann (der Jüngere) die Mühle bis zu dessen Volljährigkeit.

Die Suche nach älteren Nennungen der Arraser Mühle bleibt eine Aufgabe für die Heimatforscher. Gerichtsbücher sind bis ins Jahr 1583 vorhanden. Im Geringswalder Pfarramt vorliegende Kirchenbücher sind sogar noch etwas älter.

Arraser Mühle im Meilenblatt von 1799 (Quelle: Ausschnitt aus Sächsischem Meilenblatt (Berliner Exemplar) Blatt Nr. 121 Aufn.-Nr. df dk 0002121 SLUB Dresden, Deutsche Fotothek)
Ansicht des Mühlengrundstücks (ca. 1910, Quelle: Gottfried Fuhrmann, Altmittweida)
Schneidemühle aus der Nähe (Quelle: Arraser Chronik)
Schlussstein mit Mühlenwappen, Jahreszahl 1741 und Intitialen D.N.
Mühlenanwesen mit ca. 200 Jahre alter Kiefer (links)
oberschlächtiges Mühlrad (A. Lattke)
Schneidemühle mit Teich (Quelle: Arraser Chronik)

Was uns die Archive erzählen …

Als 1890 feststand, dass zwischen Waldheim und Rochlitz eine Eisenbahnstrecke gebaut werden sollte, wandten sich diverse Ortschaften an das Sächsische Finanzministerium und unterbreiteten ihre Vorschläge für das Anlegen von Haltestellen. Ein besonderer „Konkurrenzkampf“ entstand dabei zwischen Sachsendorf, Gröbschütz, Zschauitz und Zetteritz, die eine Eisenbahn-Haltestelle an der Obstmühle favorisierten, und auf der anderen Seite Theesdorf, Groß- und Kleinmilkau, Schönfeld und Gepülzig, welche sich die Arraser Mühle als Haltepunkt wünschten. Als Beispiel für die vielen Petitionen ist hier der Wortlaut eines Briefes des Kleinmilkauer Rittergutsbesitzer Alfred Winkler an den sächsischen Finanzminister im Königreich Sachsen wiedergegeben:

Arraser Mühle im Winter
Weg zur Schrotmühle (Quelle: Arraser Mühle)
Mühlteich mit Wald-Kiefer (Pinus silvestris)
Eingang zur ehemaligen Schrotmühle (1976)
Zug fährt durch den Neiden ca. 1930-1940 (Quelle: A. Lattke)

Eing. am  22. Mai 90

Sr. Exellenz
Herrn Finanzminister
von Thümmel
Dresden

Eure Exellenz werden verzeihen, wenn ich, der ich früher die Ehre hatte, von Eurer Exellenz gekannt zu werden, mir gestatte, Eure Exellenz mit einigen Zeilen zu bemühen.

An der zu erbauenden Eisenbahnlinie Waldheim-Geringswalde-Rochlitz ist auch eine Haltestelle in der Nähe der Dörfer Theesdorf, Sachsendorf, Grossmilkau in Aussicht genommen worden, und ist eine Petition an das Hohe Königliche Finanz-Ministerium abgegangen, in der um Errichtung einer Personen- und Güter-Haltestelle an der Arraser Mühle zwischen Grossmilkau und Theesdorf gebeten wird, und die ich mit unterzeichnet habe, während in einer anderen Petition um Errichtung einer ebensolchen Haltestelle an der sogenannten Obstmühle zwischen Sachsendorf und Gröbschütz gebeten wird.

Da ich nun seit 16 Jahren in der Gegend wohne, kann ich mir wohl ein Urtheil über die Vortheile der einen oder der anderen in Aussicht genommenen Haltestelle erlauben, und werden Eure Exellenz mir es hoffentlich nicht übel nehmen, wenn ich mir gestatte, dieses Urtheil Eurer Exellenz zu unterbreiten.

Verfall der Arraser Mühle (1976)
Rückseite des verfallenen Hauptgebäudes (1976)

Was den Personenverkehr anbetrifft so würde dieser, wenn die Haltestelle an der Obstmühle errichtet würde, ein vollständig unbedeutender werden, denn Sachsendorf u. Gröbschütz sind Bauerndörfer, deren Bewohner überhaupt die Bahn selten benutzen, und erst recht selten von der Obstmühle aus in der Richtung nach Rochlitz benutzen würden, denn in diesem Fall würden sie an der in Aussicht genommenen Haltestelle Döhlen einsteigen.

Würde jedoch die Haltestelle an die Arraser Mühle kommen, so würde sich ein lebhafter Personenverkehr nach beiden Richtungen hin entwickeln von den Bewohnern der Dörfer Theesdorf, Grossmilkau, Unter-Arras, Unter-Crossen, Kleinmilkau, Schönfeld und Gepülzig, in welchen Ortschaften ein ziemlich bedeutender Gewerbebetrieb herrscht, und die mit Geringswalde u. Rochlitz in lebhaften Verkehr stehen.

Die Einnahmen der Bahn durch Personenverkehr werden sich, wenn die Haltestelle an der Arraser Mühle errichtet wird, entschieden viel höhere stellen, als wenn die Haltestelle an die Obstmühle kommt.

Rest des Mühlengebäudes (2012)
ehemaliger Mühleneingang
Zustand der Kiefer 2012

Was den Güterverkehr anbetrifft, so dürfte derselbe sich wohl in beiden Fällen ziemlich gleich bleiben.

Ich erlaube mir nun, an Eure Exellenz die ergebenste Bitte zu richten, das Hohe Königliche Finanz-Ministerium wolle geneigtest, wenn nicht technische Schwierigkeiten dem entgegenstehen den Wunsch derjenigen Petenten erfüllen, die um Errichtung einer Personen- u. Güter-Haltestelle an der Arraser Mühle gebeten haben, und bin ich der festen Überzeugung, daß dies nur zum Vortheil der Staats-Einnahmen sein würde.

Sollte jedoch das Hohe Königliche Finanz-Ministerium gegentheilig beschließen, daß also die Haltestelle in der Nähe der Obstmühle kommen soll, so erlaube ich mir, an Eure Exellenz die ergebenste Bitte zu richten, daß in diesem Falle wenigstens die Haltestelle in unmittelbare Nähe der Grossmilkauer Flurgrenze errichtet werde.

In größter Ehrerbietung

Rittergut Kleinmilkau
b. Erlau d. 21. May 1890           Alfred Winkler

Quellen:

Staatsarchiv Dresden, Finanzarchiv, Loc. 37165, Rep. 5, Sect. 1 Nr. 1076b

Weitere Informationen finden sich in der Mühlendatenbank von Herrn Thomas Liebert aus Lunzenau unter http://www.ahnenforschung-liebert.de/pdf/muehlenlebenslaeufe.pdf. Diese basiert auf einer Recherche im Rahmen einer AB-Maßnahme in den Jahren 2000/2001 unter Leitung des Heimat- und Verkehrsvereins Rochlitzer Muldental e.V.

Informationen zur Arraser Mühle in der Mühlendatenbank:

http://www.ahnenforschung-liebert.de/pdf/muehlen/muehlen_arras.pdf

Rest eines Seitengebäudes
einer der Bergkeller (2012)
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