Das Gefecht bei Gepülzig/Schönfeld 1762
Detailinformationen
Es stehen wenige verlässliche Informationen zur Verfügung, diese wurden nachfolgend aus einigen Büchern entnommen:
Der Feldzug des Prinzen Heinrich in Sachsen 1762
Zitat aus „Das Ende des Siebenjährigen Krieges 1760-1763“ (Verfasser: Eberhard Kessel)
„… Am 24. Mai nämlich war Oberst von Dingelstedt mit dem Hauptteil seiner Reiterei von Grimma nach Geithain aufgebrochen, am 25. war Major Stedingk mit der Infanterie und 50 Kürassieren gefolgt und hatte sich mit Dingelstedt bei Rochlitz vereinigt, während am 28. der Major von Trebamit 80 Kleist-Husaren aus Leipzig bei Geringswalde dazu stieß. In Grimma blieb der Rittmmeister von Lojewsky von den Dingelstedt-Husaren mit 200 Pferden zurück. Um mit Dingelstedt zusammen zu wirken, sandte Kanitz am 26. Mai von Öderan aus Bandemer mit 3 Bataillonen und 700 Mann Reiterei über die Zschopau auf Ebersdorf vor, ohne daß dieser es freilich verstanden hatte, eine feindliche Gegenunternehmung gegen Dingelstedt zu verhindern ; denn nachdem Dingelstedt am 29. von Geringswalde bis Claußnitz vorgestoßen war und überall die Vorposten der Reichstruppen zurückgedrückt hatte, schickte sich Luzinsky zum Gegenstoß an.
Dingelstedt war nach seinem geglückten Vorstoß am 30. Mai bis in die Gegend von Gepülzig zurückmarschiert. In Geringswalde hatte er zur Offenhaltung der rückwärtigen Verbindung 50 Kürassiere und 50 Mann Infanterie zurückgelassen gehabt. Am Abend des 30. schickte nun Luzinsky den General Kleefeld mit 600 österreichischen Husaren, 250 Mann Reichs-Kavallerie, 1 Kroaten-Bataillon und 4 Grenadier-Kompanien gegen Dingelstedt vor uns folgte selbst mit je 2 Infanterie- und Kavallerie-Regimentern zum Soutien [Unterstützung]. In der Morgenfrühe des 31. Mai kamen Kleefelds Truppen bei Gepülzig zunächst mit den preußischen Husaren und Kürassieren ins Gefecht. Die preußische Reiterei mußte, teilweise umfaßt, weichen, geriet bei dem Rückzug in den dem durchschnittenenen Gelände trotz aller Bemühungen Dingelstedts, die Ordnung aufrecht zu erhalten, in Unordnung und wurde vom Feind bis Geringswalde verfolgt, wo die dortige preußische Infanterie mit Hilfe von zwei Kanonen wirkungsvollen Widerstand leistete, bis man hinter Geringswalde einen alten Verhack erreichte, an dem man eine günstige Verteidigungsstellung nehmen und den nachdringenden Feind abwehren konnte. Unterdessen hatte Major Stedingk die Infanterie (etwa 400 Mann mit 2 Kanonen) zusammengezogen, der sich noch 1 Eskadron Husaren und einige Dragoner anschlossen. Durch den Rückzug der übrigen Kavallerie und das Nachsetzen Kleefelds sah sich Stedingk mit seiner Truppe vollständig abgeschnitten und mußte sich durch den vom Feind bereits besetzten Hohlweg zwischen Gepülzig und Schönfeld durchgeschlagen. Trotzdem gelang es ihm, sich in ständigem Kampf mit dem überlegenen Gegner den Weg bis Geringswalde zu bahnen und den Anschluß an Dingelstedt wieder zu gewinnen. Hinter Geringswalde veranlaßte der Widerstand der Preußen die Reichstruppen zur Aufgabe der Verfolgung, und Dingelstedt konnte seinen Rückzug ungehindert zunächst bis Leisnig und am folgenden Tag bis Grimma fortsetzen, da er diesen Ort vom Feinde bedroht glaubte. Insgesamt hatten die Preußen dabei an 200 Mann verloren, während der Verlust Kleefelds etwa 50 Mann betrug. Kleefeld kehrte noch am Abend des 31. Mai nach Chemnitz zurück. Anfang Juni indessen rückte Dingelstedt wieder von Grimma auf Mittweida vor.“
Wie in jedem Krieg wurde die Berichterstattung von jeder Seite beschönigt. Die Verlustzahlen der Gegner waren höher, die Offiziere und Soldaten der eigenen Armee mutiger, klüger und erfolgreicher.
Hier wird im Buch „Geschichte der Brandenburg-Preussischen Reiterei“ von G. Pelet-Narbonne die Leistung auf preussischer Seite hervorgehoben:
Zitat:
„…Als die Reichstruppen Ende des Monats wieder vorzurücken begannen, kam es zu verschiedenen kleineren Zusammenstößen, die für unsere Darstellung aber kein genügendes Interesse bieten und daher übergangen werden können. Erwähnt muß aber das Gefecht von Gepülzig am 31. Mai werden, das der Oberst v. Dingelstaedt mit einer Abteilung von 500 Mann Infanterie und 850 Pferden bestand. Er deckte die rechte Flanke des preußischen Lagers bei Oederau [Oederan] und sollte die linke der Reichtruppen beunruhigen. Dies letztere tat er auch mit großem Eifer und Erfolg. Den Lästigen sich vom Halse zu schaffen, wollte man die Abteilung aufheben. Dingelstaedt sollte bei Tagesanbruch überfallen werden. Dies gelang zwar nicht, man fand die Preußen bereit; aber der Oberst vermochte in dem sehr bedeckten Gelände die große Überlegenheit der vom General Kleefeld befehligten Truppen – 3 Bataillone Infanterie, 3 Regimenter Kavallerie mit mehreren Geschützen – nicht zu erkennen und versuchte Widerstand zu leisten. Da er auch nicht Zeit fand, seine Abteilung zusammen zu ziehen, wurde seine Kavallerie völlig über den Haufen geworfen, wogegen es der Infanterie gelang, in einem langen, heldenhaft durchgeführten Rückzuge alle Angriffe des Gegners zurückzuweisen. Die Preußen verloren 5 Offiziere, 157 Mann, die Österreicher außer mehreren Offizieren, 200 Mann und zogen sich alsbald wieder auf Chemnitz zurück.“
Eine weitere Version des Gefechts findet sich im Buch (Auszüge nebenstehend)
Helden-, Staats- und Lebens-Geschichte
Des durchlauchtigsten und Großmächtigsten Fürsten und Herrn Friedrichs des Anderen, Siebenter Theil, welcher die Geschichte vom Anfang des 1762 bis März des 1763sten Jahres enthält und mit in Kupfer gestochenen Abbildungen der vornehmsten Sachen versehen ist.
Quellen
„Das Ende des Siebenjährigen Krieges 1760-1763“ Eberhard Kessel, herausgegeben von Thomas Lindner, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, 2007
„Geschichte der Brandenburgisch-Preussischen Reiterei, Band 1: Die alte Armee, G. Pelet-Narbonne, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin, 1905
Helden-, Staats- und Lebens-Geschichte
Des durchlauchtigsten und Großmächtigsten Fürsten und Herrn Friedrichs des Anderen, Siebenter Theil, welcher die Geschichte vom Anfang des 1762 bis März des 1763sten Jahres enthält und mit in Kupfer gestochenen Abbildungen der vornehmsten Sachen versehen ist. Frankfurth und Leipzig 1764
Bild von Carl Röchling (1855-1920)