St. Leonhardskapelle

Kurzinfo

Sankt-Leonhards-
Kapelle

1501
erstmalig
urkundlich
erwähnt.

Detailinformationen

Die Geschichte der St. Leonhard-Kapelle zu Gepülzig

Der Heilige Leonhard

Leonhard von Limoges lebte um 500 bis etwa 559. Er wurde als Adelssohn am Hof der Merowinger erzogen. Von Mitleid erfüllt, suchte der junge Leonhard regelmäßig Gefangene auf und sprach für deren Freilassung erfolgreich bei König Chlodwig I. und dessen Nachfolger Chlothar I. vor. Später lehnte er die ihm angebotene Bischofswürde ab und lebte als Eremit in dem unweit von Limoges gelegenen Walde. Dort predigte er für Kranke und Hilfsbedürftige. Vermutlich König Chlodwig I. war es, der ihm dieses Stück Wald schenkte, worauf Leonhard das Kloster Noblat gründete.

Der Heilige Leonhard gilt als Schutzpatron der Gefangenen und der Tiere, besonders der Pferde. Sein Namenstag des Heiligen Leonhard ist der 6. November.

Bauernregeln:

Wenn auf Leonhardi Regen fällt, ist’s mit dem Weizen schlecht bestellt.

Wie’s Wetter an Lenardi ist, bleibt’s bis Weihnachten gewiss.

Heiliger Leonhard (Quelle: August Anzmann GmbH Augsburg)

Geschichte

1501

Die Kapelle wurde in einem Brief  von Johann VI. (1487-1518 Bischof von Meißen) erstmals erwähnt. Der Naundorfer Lehrer und Heimatforscher Richard Schrader hat ihn noch in den Händen gehalten, denn er veröffentlichte den Wortlaut des Briefes in seiner  1910 erschienenen Chronik „Unsere Heimat“. Leider sind die Akten des Rittergutsarchivs von Gepülzig nach dem 2. Weltkrieg verschwunden und mit ihnen auch dieser Brief der Ersterwähnung.

nachkolorierte Lithografie aus der Kirchengalerie Sachsen von 1843 (Quelle: Sachsens Kirchen-Galerie. Die Inspectionen: Penig, Rochlitz, Colditz und Waldheim. SLUB Dresden http://digital.slub-dresden.de/id250219379)

1719

Julius Heinrich von Pölnitz, welcher das Rittergut gemeinsam mit der Kapelle seit ca. 1696 besaß, war am 10. Juni 1719 verstorben und wurde in der Gruft der Kapelle, wie später auch seine Ehefrau Juliana Dorothea, welche am 1726 verstarb, beigesetzt. Der Grabstein befindet sich heute noch an der Wand links vom Altar. Beider Sohn und Erbe Carl Heinrich von Pölnitz gründete mit dem Bau von fünf Häusern 1724 das heutige Neugepülzig.

Grabplatte Julius Heinrich von Pölnitz verst. 10. Juni 1719

1778

Durch den Gepülziger Rittergutsbesitzer Graf Gottlieb Leberecht von Wallwitz, welcher das Gut mit der Kapelle 1764 geerbt hatte, wurde die Renovierung der Kapelle veranlasst. Er versah sie mit einer seiner Zeit entsprechenden schlichten Innenausstattung im Rokokostil.

Die Initialen des Grafen von Wallwitz finden sich noch heute verschlungen über dem Chor im Kapelleninneren.

Die Wetterfahne, die ebenso die Inschrift „G.L.V.W. 1778“ trägt, war in der Ausstellung zum Dorffest zu sehen.

Wappen am Chor
historische Wetterfahne der Kapelle

1785

Vermutlich in diesem Jahr wurde die Kanzel über dem Altar errichtet.

1835

Anlässlich der darin stattgefundenen Vermählung eines Verwandten des damaligen Gepülziger Rittergutsbesitzers Major Curt Ewald von Germar wurde die Kapelle abermals renoviert und eingeweiht.

Blick in den Altarraum

1865

Die in der Kapelle an der östlichen Wand links neben dem Altar eingemauerten Wappen der Familien „von Einsiedel“ und „von Pölnitz“ (1724) befanden sich früher über dem Eingang am Herrenhaus des Naundorfer Vorwerks. Dessen bürgerlicher Besitzer Karl Emil Winkler ließ die Wappen, als er 1865 die Wirtschaftsgebäude des Vorwerks abreißen ließ, aus dem noch stehenden Herrenhaus vor dessen Verkauf herausnehmen und in die Kapelle versetzen.

Wappen der Familien von Pölnitz und von Einsiedel
Taufstein in der Kapelle

1948

Nachdem die Rittergutsbesitzer Familie Kirchner 1945 enteignet worden war, wurde die Kapelle durch einen Übereignungsbeschluss vom 29.11.1948 in kirchliches Eigentum überführt.

historische Ansichtskarte

1960

Im Turm der Kapelle wurden 2 durch einen Sachverständigen geprüfte Glocken eingebaut, welche aus den Jahren 1748 und 1778 stammten.

1962

Das Kircheninnere wurde von einer Malerfirma aus Mittweida gestrichen. Herr Helmut Eulitz aus Naundorf legte elektrische Leitungen in die Kapelle. Ein beheizbarer Raum mit Ofen wurde für die Christenlehre geschaffen. Am 5.8.1962 wurde die Kapelle wieder eingeweiht.

urspr. Kruzifix aus der Kapelle, jetzt im Pfarrhaus Milkau

1970

Da für die Kapelle die Anschaffung einer eigenen Orgel zu teuer gewesen wäre, wurde zur musikalischen Begleitung ein gebrauchtes, gut erhaltenes Harmonium angeschafft.

1974

Auf Initiative von Pfarrer Paufler wurde das Kapellendach neu eingedeckt. Die vorhandene Kupferkugel wurde repariert, ein Kreuz angefertigt und beides vergoldet.

1975

Der Blitzschutz an der Kapelle wurde erneuert.

Harmonium

2004

Der Sockelputz an der Kapelle wurde durch die Baufirma Rothe saniert.

2005

Durch die Tischlerei Bernd Reichel erfolgte die Erneuerung der 6 Fenster.

Zustand vor Sanierung

2009/10

Der Außenputz der Kapelle wurde durch die Firma Kunz/Bau- und Denkmalpflege erneuert. Zudem bekam das Gebäude einen neuem Fußboden und eine neue Innenbeleuchtung.

Die festliche Wiedereinweihung erfolgte am 13. Mai 2010 – Christi Himmelfahrt.

Sanierungsarbeiten
Sanierungsarbeiten
Die Kapelle im aktuellen Zustand

Textnachweis:

Richard Schrader „Unsere Heimat-Grundriss einer Heimatkunde der Parochien Großmilkau und Crossen und des Schulbezirks Zetteritz“, Sonderdruck aus dem Rochlitzer Tageblatt 1910

www.wikipedia.org/wiki/Leonhard_von_Limoges

www.wikipedia.org/wiki/Johann_VI._von_Saalhausen

Gepräche mit Gerhard Reichel/Milkau und Christa Hentschel/Neugepülzig, 2010

Bildnachweis:

Christa Hentschel/Neugepülzig (Baumaßnahmen 2004-2010)

Heimatverein Milkau e.V. (Kapelle innen und außen,  Kruzifix)

„Gepülzig“ Historische Ortsansicht. Lithographie, 1843. Von F.A. Renner, nach Wilhelm Wegener. 8,0 x 11,8 cm (Darstellung) / 13,8 x 18,1 cm (Blatt).

Aus: Sachsens Kirchen-Galerie. Die Inspectionen: Penig, Rochlitz, Colditz und Waldheim. Renner, F.A. – (1. Hälfte 19. Jh.). Deutscher Lithograph in Dresden; Hermann Schmidt 1843 , Bd. 10 (Unterhalb der Darstellung mittig betitelt. Sowie mit den Künstlerangaben unten links „N. d. Nat. gez. v. W. Wegener“ und rechts „Stdr. v. F. A. Renner“ versehen)