Die ehemalige Schmiede in Neugepülzig

Kurzinfo

Ehemalige Schmiede in Neugepülzig

Die 1755 erstmals erwähnte Schmiede brannte 1867 total nieder, wurde neu errichtet und hier bis 1955 betrieben. Nach Verlegung der Werkstatt in die umgebaute Scheune und Nutzung dieses Gebäudes nur noch als Wohnung endete 1966 der offizielle Schmiedebetrieb.

Historische Entwicklung

1724         
Julius Heinrich von Pölnitz, der Rittergutsbesitzer von Gepülzig, läßt fünf Häuser an der Straße nach Mittweida errichten, darunter auch dieses Gebäude.

1755         
in einem Kaufvertrag der nebenan befindlichen Winterschänke wird zum ersten Mal die gerichtsherrschaftliche Schmiede erwähnt.

1764         
Mstr. Johann Benjamin Häßler, Schmidt aus Wermsdorf bey Pönig, kauft der Gerichts Herrschaft zu Gepülzig Schmiede.

Auszug aus Kaufvertrag 1764

1766         
Mstr. Christian Polster, Schmidt aus Burgstädt, kauft Johann Benjamin Häßlers Schmiede.

1769         
Mstr. Johann Christian Gottlob Vogelsang kauft von Mstr. Christian Polstern dessen dasige Schmiede und dazu gehörig Wohnhaus.

1807         
Johann Gottlob Vogelsang kauft seines Vaters Johann Christian Gottlob Vogelsangs Hauß und Garten.

1838         
Friedrich Gotthelf Zwinscher von Obercrossen kauft Johann Gottlob Vogelsang’s Wohnhaus nebst Schmiede und Garten.

Auszug aus Kaufvertrag 1838

1846
Johann Michael Müller, Hausbesitzer, Huf-und Waffenschmied,im Taufregister von Milkau sind ab 1848 sein 2. bis 6. Kind aufgeführt.

1867         
am 10. August zerstört ein Brand die Schmiede.

Zeitungsmeldung vom Brand der Schmiede

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Johann Christian Wickmann, Schmiedemeister, ist Besitzer der Schmiede in Neugepülzig und eines Feldgrundstückes in Niederthalheimer Flur.

1869         
Friedrich August Kolbe, Gutsbesitzer in Erlau, kauft das Schmiedewohngebäude nebst dazugehörigem Garten sowie das in Niederthalheimer Flur gelegene Feldgrundstück von Schmiedemeister Johann Christian Wickmann, dem Gutsbesitzer Kolbe ging es dabei wahrscheinlich nur um das Feldgrundstück, denn er bezieht das Haus nicht, und bereits am 14.Dezember.

1869         
Carl August Opitz, Schmiedemeister in Neugepülzig kauft von Friedrich August Kolbe aus Erlau das Haus-, Schmiede- und Gartengrundstück, im Kauf-Contract wird erwähnt, dass die Übergabe bereits vorher erfolgt ist, die gerichtliche Beurkundung und Eintragung ins Grundbuch erfolgt erst am 9. September 1870.

1875         
Friedrich Ernst Ranft, Schmiedemeister in Niederdorf bei Stollberg kauft von Carl August Opitz, Schmiedemeister in Neugepülzig, das Haus-, Schmiede- und Gartengrundstück, die Übergabe der Schmiede wird auf den 17. Juli 1875 festgesetzt, 1885 kauft er von Mathilde Häuptner aus Neugepülzig ein Feldgrundstück in Niederthalheim.

Schmiedemeister Ernst Ranft, 1850 – 1937, war einer der Hauptinitiatoren für den Schulneubau in Naundorf und 40 Jahre im Schulausschuss tätig, vom 19.April 1889 bis 10. Juni 1891 als Vorsitzender.

50 Jahre wirkte er im Gemeindevorstand in Naundorf.

Außerdem war er 40 Jahre im Kirchenvorstand in Großmilkau vertreten.

Ernst und Wilhelmine Ranft mit ihrem jüngsten Sohn Max, um 1900
Ernst Ranft um 1930
Die Schmiede um 1930 auf einer Ansichtskarte

1919         
Max Martin Ranft kauft von seinem Vater das Schmiedegrundstück in Neugepülzig sowie das Feldgrundstück in Niederthalheim, nach 1950 verkauft er das Feldgrundstück.

Max Ranft, 1888 - 1974, um 1920
Die Schmiede um 1910
Antrag auf Einbau eines Federhammers, 1921
Betriebsgenehmigung des Federhammers

1929         
Die Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft errichtet eine Tankstelle an der Schmiede unter Verwaltung von Schmiedemeister Max Ranft.

Tankstellenplanung
Technische Zeichnung der Tankstelle
Anzeige des Baubeginns der Tankstelle
Rückseite der Tankstelle 1950, die bis etwa 1972 genutzt wurde, Demontage 1991

1931         
Die auf dem Grundstück stehende Scheune wird massiv ausgebaut.

Zeichnung vom Scheunenaufbau 1931

1950         
An der Grenze zur Winterschänke wird ein Materialschuppen und Hühnerstall gebaut.

der neue Materialschuppen
Schmiede 1947, davor die beiden Opas und der Vater der jetzigen Besitzer

1954         
Günter Ranft übernimmt von seinem Vater das Schmiedegeschäft.

1955         
Die Scheune wurde zu einer für die damalige Zeit modernen, großzügigen Schmiedewerkstatt umgebaut. Drei Schmiedefeuer, zwei Ambosse und ein von der Werkstatt getrennter Raum zum Beschlagen der Pferde waren vorhanden, um nur einige Details zu nennen.

Aus der alten Werkstatt wurde Wohnraum.

um 1957, von links: Günter Ranft mit seinen Angestellten H. Hauf, K.-H. Hirsinger, E. Naß und W. Hermsdorf
das zum Wohnhaus umgebaute Schmiedegebäude 1965

1956          In der Nacht vom 29. zum 30. Juni brannte der Dachstuhl der neuen Schmiede durch Brandstiftung ab. Ein Täter konnte nicht ermittelt werden.

Bei laufendem Schmiedebetrieb wurde der Dachstuhl danach sofort wieder aufgebaut.

Zeichnung für den Wiederaufbau

1959         
Dem Kollektivierungsdruck der damaligen Zeit nachgebend, gründete Günter Ranft mit zwei weiteren Handwerksbetrieben aus Rochlitz und Noßwitz, die Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) „Landtechnik“, später PGH „Mechanik“.

1964         
Günter Ranft kauft von seinem Vater Max Ranft das Grundstück mit Wohnhaus und Schmiede

1966         
Etwa ab diesem Jahr wird der offizielle Werkstattbetrieb eingestellt. 

Max Ranft, hier auf dem Bild etwa 80 Jahre alt, hat bis ins hohe Alter von 83 Jahren in der noch vorhandenen Schmiedewerkstatt Pferde beschlagen.

1970         
Erfolgte der Einbau neuer größerer Fenster im Wohnhaus und die Fassade wurde neu verputzt.

Zeichnung vom Fenstereinbau
Dieses Foto entstand 1974

1980         
Frank und Renate Ranft kaufen von seinen Eltern, den Eheleuten Günter und Marianne Ranft, ein Teilgrundstück mit dem darauf befindlichen Werkstattgebäude, um durch Um – und Ausbau ein Eigenheim zu errichten.

das Werkstattgebäude im Frühjahr 1980
nach dem Einsturz

Durch unsachgemäße Schachtarbeiten kam es am 13.08.1980 zum Einsturz eines etwa 5 m breiten Gebäudeteils der Werkstatt in die angrenzende Baugrube. Dabei wurde zum Glück niemand verletzt.

Bauarbeiten im Kellergeschoß
fertiger Rohbau 1981
Südansicht 2016

1989         
Rainer Ranft kauft von seinen Eltern, den Eheleuten Günter und Marianne Ranft, das verbliebene Teilgrundstück mit dem Wohnhaus.

das Wohnhaus vor der Sanierung

2003         
Nach etlichen Umbauten und Modernisierungen im Innenbereich erfolgte im Jahr 2003 eine komplette Sanierung der Fassade und des Daches.

das Wohnhaus während der Sanierung
das Wohnhaus nach der Sanierung
An der Winterschänke 9 (vorn) und 10 (dahinter) Luftaufnahme von Berit Wittke aus dem Jahr 2008

Quellennachweis:

  • Staatsarchiv Chemnitz, Elsasser Str. 8, 09120 Chemnitz, Bestände Gerichtsbücher Rochlitz, Großmilkau, Kleinmilkau, Schönfeld, Gepülzig (Grundstückskaufverträge)
  • Kreisarchiv Mittelsachsen, Standort Wechselburg, Waldstr. 2, 09306 Wechselburg, Bestände Milkau und Naundorf (Bauakten)