Trenkenmühle (Singermühle)

Kurzinfo

Trenkenmühle
(Singermühle)

1534
urkundlich erwähnt,
als Mahlmühle
bis 1960
betrieben.

Detailinformationen

Im beschaulichen Aubach-Tal befinden sich auf Sachsendorfer Flur drei Wassermühlen:

die Obermühle – die Mittelmühle – die Niedermühle

Wäre nur eine einzige Mühle auf Sachsendorfer Flur vorhanden gewesen, hätte sich wahrscheinlich wie z. B. bei der Arraser Mühle, der Name „Sachsendorfer Mühle“ im Volksmund durchgesetzt. Da es aber derer gleich drei gab und weiter unten im Aubachtal in Döhlen weitere Mühlen existierten, erhielt jede der Mühlen  im Laufe der Jahrhunderte weitere Bezeichnungen, welche unter anderem auf deren Besitzer oder andere Eigenheiten zurückzuführen waren.

Die mittlere der Sachsendorfer Mühlen war als Taubenmühle, Trencken-/Tränckenmühle, Mittelmühle und in jüngerer Zeit vor allem als Singermühle bekannt.

Die einsame Lage fernab der Dörfer hätte heute einen schätzenswerten Erholungseffekt. Aber in der Geschichte war dies nicht immer ein Segen. Ein Bericht von vor 200 Jahren schildert den Durchzug von Truppen während der Napoleonischen Kriege durch diese „Idylle“ und widerspiegelt die Sorgen und Ängste der Mühlenbewohner.

Singermühle 2012
Luftbild Singermühle 2012
Singermühle auf einem Diapositiv von Gerhard Reichel
Der Baum mit dem Schild scheint oft genutzt zu werden, wie man an den Spuren am Schild sehen kann ...

Was uns die Archive erzählen … vor 200 Jahren

Rückblickend auf das Jahr 1813 schrieb Carl Friedrich Eppler, damaliger Besitzer der zu Sachsendorf gehörenden  Mittelmühle (auch bekannt z.B. als Trenckenmühle, Singermühle) im Aubachtal an die Hilfskommission in Rochlitz mit der Bitte um finanzielle Unterstützung:

„Daß in vielen Dörfern hiesiger Gegend besonders dann, wenn fremde Kriegsvölker in deren Nähe sich lagerten, die Noth sehr groß, und in den einsam gelegenen Mahlmühlen noch weit größer war; davon sind Euer Wohl- und Hochedelgeboren längst schon mit innigster Theilnahme überzeugt gewesen, haben dieses auch durch vielfältig dargereichte Unterstützungen aus der allgemeinen Hülfs-Caße großmüthig zu erkennen gegeben.

Auszug aus dem Sächs. Meilenblatt (Quelle: Ausschnitt aus Sächsischem Meilenblatt 1799 (Berliner Exemplar) Blatt Nr. 121 Aufn.-Nr. df dk 0002138 SLUB Dresden, Deutsche Fotothek)

Eben daher darf ich hoffen, dass Dieselben nach folgender kurzer Erzählung meiner mich betroffenen Unglücksfälle einige Augenblicke geneigtes Gehör schenken werden.

Als Besitzer der sogenannten Tränken- oder Mittelmühle unter Sachsendorf wohne ich im einsamen Thale, entfernt von allen Nachbarn. Grausend und schrecklich war es daher für mich und meine Familie, als fremde Kriegsvölker mehrmals in hiesiger Nähe sich lagerten und nun zu Hunderten in meine Wohnung eindrangen.

Einsam, gleichsam von aller Welt verlassen, und von den Kriegern erbärmlich gemißhandelt musste ich mit den Meinen verschiedene Mal in die nahe gelegenen Holzungen flüchten, auch meinen Viehbestand dahin treiben laßen, und fand dann bey der Rückkehr in meine Wohnung die Mobilien zertrümmert, die besten Habseligkeiten geraubt, Stroh- und Heuvorräthe fortgetragen und die Holzvorräthe verbrannt.

Jedoch alle diese traurigen Schicksale ertrug ich bisher mit stiller Gelaßenheit und hoffte, mich unter Gottes segenvollen Beystand durch Betreibung meiner Mühlen- und Feldwirtschaft nach und nach wieder zu erholen; allein, fast will nun meine gefaßte Hoffnung gänzlich dahin sinken, da ich auch gestern das Unglück hatte, meine beyden, zur gehörigen Betreibung meiner Mühlen- und Feldwirtschaft unumgänglich nöthigen Zugpferde auf eine unerwartete Weise zu verlieren. Es waren nehmlich selbige, ohne daß ich’s wußte, von einer bösartigen Krankheit angesteckt worden, welches höchstwahrscheinlich von den vielen fremden Kriegspferden, die in meine Ställe gezogen worden waren, herrühren mochte, und wurden daher gestern von der höchsten Orts so hülfsam angeordneten Pferdebesichtigungs-Commission als incurable verworfen, ich aber angewiesen, selbige sogleich auf die Scharfrichterey zu Rochlitz führen und erstechen zu laßen, wie selbiges auch das beyliegende Attestat beweiset.

Da ich nun gewiß kaum für 100 Reichsthaler mir wieder ein Paar nöthige Zugpferde werde erhandeln können, und noch überdieß zuvor meine Stallungen einreißen und umändern laßen muß, so bin ich nicht im Stande, dieses zu bewirken, zumal da ich durch die erlittenen Kriegsunfälle schon tief in Schulden stecke.

Ich wende mich daher an Euer Wohl- und Hochedelgeboren mit der wehmüthigen Bitte, bey der bevorstehenden Hülfsgelder-Austheilung durch eine milde Unterstützung mir hochgeneigtest fort- und aufzuhelfen.

Der ich hoffnungsvoll verharre
Euer Wohl- und Hochedelgeb.                                                         

Mittelmühle unter Sachsendorf       gehorsamster Diener
den 26. Jänner 1815                            Carl Friedrich Eppler“

Textquelle: Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20017 Amt Rochlitz, Akte Nr. 2996 „Notstandsberichte aus dem Amtsbezirk Rochlitz aus den Kriegsjahren 1813-15“

Bildquelle: SLUB Dresden , Deutsche Fotothek, Sächsisches Meilenblatt, Berliner Exemplar, Blatt Nr. 121

Weitere Informationen finden sich in der Mühlendatenbank von Herrn Thomas Liebert aus Lunzenau unter http://www.ahnenforschung-liebert.de/pdf/muehlenlebenslaeufe.pdf. Diese basiert auf einer Recherche im Rahmen einer AB-Maßnahme in den Jahren 2000/2001 unter Leitung des Heimat- und Verkehrsvereins Rochlitzer Muldental e.V.

Informationen zur Singermühle in der Mühlendatenbank:

http://www.ahnenforschung-liebert.de/pdf/muehlen/muehlen_sachsendorf_singermuehle.pdf