Kirche Schweikershain
Detailinformationen
Historie der Kirche
Eine erste Kirche in Schweikershain soll es bereits 1346 gegeben haben.
In einem Matrikel des Bistums Meißen soll ein Plebanus/ Leut(e)priester, ein Priester also, der im weltlichen Bereich für die Menschen zuständig war und nicht in einem Konvent lebte, in Schweikershain erwähnt worden sein. Diese Tatsache ist allerdings bisher nicht eindeutig urkundliche nachweisbar.
Eine gesicherte, urkundlich nachweisbare Benennung von Schweikershain erfolgte 1428 in einer Urkunde des Hochstiftes Meißen. Diese befindet sich im
– CODEX DIPLOMATICUS SAXONIA REGIA –
Seite 15 unter No. 924 [1428]:
„Item feria quarta post Palmarum praepositus Czillensis praesentavit collectas petivas de plebanis et ecclesiis infra scriptis, primo plebanus in Rochsperg II flor. ren., item capellanus ipsius II gr.; plebanus in Melin XVI gr. plebanus in Swykirschayn VII gr., plebanus in Hartmannsdorff VII gr., ………. Plebanus in Berwalde VI gr., “
Ebenso überreichte der Präfekt (Kämmerer) von Zschillen am Mittwoch nach Palmarum (31.März 1428) die unten aufgeführten gesammelten Petitionen (Schulden /Abgaben) der Plebanis (Leutpriester) und Kirchen, zunächst der Plebanus in Rochsperg (Rochsburg) 2 Flor. ren., auch sein Kaplan 2. gr (Groschen).; Plebanus in Melin (Mühlau) 16 gr., Plebanus in Swykirschayn (Schweikershain) 7 gr., Plebanus in Hartmannsdorff (Harmannsdorf) 8 gr., ……… Plebanus in Berwalde ( Beerwalde) 6 gr., “
Zu dieser Zeit gab es das erste nachweisbare Kirchengebäude. Zum Aussehen des Gebäudes gibt es keine Beschreibungen, vorstellbar ist eine Baugestaltung wie etwa bei der Kirche in Tanneberg oder Altgeringswalde. Einen Turm, eher Dachreiter hat es gegeben, denn die Glocken der alten Kirche wurden 1721 in die neue übernommen.
Ein weiteres Zeugnis der alten Kirche ist das Sakramentenhäuschen aus der ersten Hälfte des 15 Jahrhunderts, in der Südwand unter der Empore. Des Weiteren sind verschiedene Grabplatten, der in der Alten Kirche beigesetzten Rittergutsbesitzer/ Patronatsherren und deren Familienmitglieder erhalten geblieben.
Martin Eschke übernahm 1719 die Pfarrstelle. Die Kirche als auch die Pfarre waren zu dieser Zeit sehr baufällig. Diese Tatsache war auch Hans Joachim von Wallwitz nicht verborgen geblieben, der 1718 das Rittergut kaufte und damit das Patronat über die Kirche übernahm.
Nach aufwändigen Verhandlungen mit der Kirchenverwaltung wurde der Neubau der Kirche und der Pfarre genehmigt. Die Geldmittel für den Kirchenbau streckte Hans Joachim von Wallwitz vor, das Holz wurde aus dem Pfarrbusch genommen, die Steine zum großen Teil vom Vorgängerbau wiederverwendet. Die Arbeitsleistungen wurden, soweit möglich, den Gemeindemitgliedern auferlegt. Die Bauleitung übernahm der Maurermeister Christian Dreßel aus Reinsdorf, als Zimmermeister wirkte Christian Friedrich aus Waldheim. Den Turmknopf fertigte der nicht namentlich bekannte Geselle des zuvor verstorbenen Meisters Michael Lößnitz aus Rochlitz. Die Wetterfahne machte der ebenfalls in Rochlitz ansässige Schlosser Johann Friedrich Markgraf. Vergoldet wurden Wetterfahne und Turmknopf von Tobias Pertheßen aus Waldenburg.
Auf der Wetterfahne ist zu lesen -H.J.v.W. 1719-
Die Weihe der neuen Kirche erfolgte am 03. März 1721, genutzt wurde sie bereits früher, zumindest für die nötigsten Angelegenheiten. So wurde am 14. November 1720 eine Trauung vorgenommen und am 2. März 1721, also am Tag vor der feierlichen Weihe, eine Taufe.
Entstanden war ein rechteckiger Bau mit Walmdach und mittlerem Dachreiter. An der Nordseite befand sich ein kleiner Anbau, der die Patronatsloge beherbergt, unter ihr entstand eine Gruft. Das Dach wurde mit Ziegeln gedeckt, der Turmaufbau mit Schiefer verkleidet, die Glockenstube war offen, deren Gebälk mit Bleiplatten ummantelt. Verputzt war der Bau mit einem Rauputz bis zum profilierten Traufgesims, die Gebäudeecken waren mit glatten Ecklisenen abgesetzt.
Belichtet wurde der Innenraum durch fünf schmale aber sehr hohe Fenster drei in der Südseite, eines in der Ostseite hinter dem Altar und eines in der Nordseite. In der Westseite befand sich der Haupteingang mit einem weiteren kleinen Fenster darüber.
Der Innenraum bot ein überaus farbenprächtiges Bild. Das Gestühl war mit einer blauen Marmorimitation gefasst, die Emporen in rot, weiß und ocker bemalt und mit verschiedenen Ornamenten versehen. Auch die hölzerne Decke war bemalt.
Das auf einem Podest stehende Gestühl, mit Mittelgang, bot den Platz für die Frauen und Kinder. Die einzelnen Sitzreihen waren zum Gang hin mit Türchen zu verschließen.
Der Fußboden des Gangs bestand aus Porphyrplatten, vereinzelt wurden hierfür Grabplatten aus der Vorgängerkirche verwendet.
Direkt hinter der Eingangstür, links als auch rechts, befanden sich die Treppen zur Empore, welche sich U-förmig über die Westwand und je zwei Dritteln der Süd- und Nordwand erstreckte. Auf ihr hatten die Männer ihren Platz.
Hinter dem breiten Segmentbogenfenster in der Nordwand befand sich die Patronatsloge. Sie war sowohl vom Friedhof als auch vom Kirchenraum, über einen kleinen Vorraum zugänglich. Die einzelnen Segmente des Fensters konnten geöffnet werden, in dem man sie an einem Ledergurt nach unten in die Zwischenwand hinein versenkte.
Die Loge konnte im Gegensatz zum Kirchenraum beheizt werden, hierzu steht ein Hinterladerofen zur Verfügung, der vom Vorraum aus betrieben wurde.
Die Kirchenältesten hatten vor der Patronatsloge ihr Gestühl, ebenso die Dienerschaft des Rittergutes. Die Familie des Pfarrers und Lehrers hatten ihr Gestühl gegenüber an der Südwand.
Der Altar, die Kanzel und der Taufengel wurden aus der Vorgängerkirche übernommen. Bei dem Altar handelte es sich um einen Retabelaltar, ähnlich dem Erlauer, wenn auch wesentlich kleiner. Die Kanzel ließ die Frau Gräfin von Wallwitz mit blauem Tuch beschlagen, ihren Platz hatte sie wahrscheinlich an der Südwand.
Viele Gemeinden der Umgebung, wie Tanneberg, Erlau, Crossen oder auch Milkau, besaßen einen Taufengel, auch Schweikershain hatte einen solchen. Er war ca. 90 cm hoch, kniete auf einer Wolke und hielt mit ausgestreckten Armen das Taufbecken. Er wurde, wie die vier Figuren dieses Altars, 1903 an den neu geschaffenen Altertumsverein auf die Burg Mildenstein geschenkt, wo sie sich noch heute befinden.
Wie in anderen Kirchen üblich, gab es in der Schweikershainer jedoch keine Sakristei. Dies änderte sich erst 1726 mit dem Einbau einer halbrunden Empore in der Süd-/ Ostecke. Diese diente als Chorempore, unter ihr wurde ein separater Raum geschaffen, der zunächst als zweite Loge und später dann als Sakristei diente.
Georg Reinhard von Wallwitz erwarb 1759 eine Silbermannorgel, welche auf der Chorempore aufgestellt wurde. Die Empore bot offenbar nicht genügend Platz und mußte daher vergrößert werden.
Christian Reinhardt von Wallwitz ließ 1808 einen neuen Altar anfertigen. Ganz in der evangelischen Tradition entstand ein Kanzelaltar in klassizistischer Formensprache. Der Altaraufbau ruhte auf einem halbrunden Altartisch. Mittig über ihm hing die Kanzel, getragen von einer großen Volute und begrenzt durch ionische Säulen. Nach obenhin abgeschlossen wurde der Aufbau durch einen mächtigen Architrav mit Zahnschnitt. Den krönenden Abschluß bildete eine Vase.
Im Zuge der Neugestaltung wurde die Decke verputzt, der gesamte Innenraum wurde übermalt und erschien nun in schlichten Weiß- und Grautönen.
Durch den offenen Turm kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Wasserschäden, so daß es diverse Reparaturen gab und einen fast vollständigen Neubau. Ebenso gab es am Dachstuhl der Patronatsloge massive Schäden durch einen langfristigen Wassereintritt. Bei der Reparatur selbiger wurde daraufhin auch die Dachform verändert.
Im Laufe der Zeit erfolgten weitere Renovierungen des Innenraums.
Auf eine Heizmöglichkeit mußte die Gemeinde lange verzichten, erst 1908 wurden ein Schornstein und ein Ofen gesetzt, 1911 wurden elektrische Lampen eingebaut.
Mit der Renovierung 1949/50 wurde der Innenraum vollkommen übermalt. Im Zuge der Renovierung wurde die Empore über dem Fenster der Patronatsloge um zirka 30 cm abgesenkt, der Bogen des Fensters verschwand damit. Die anschließende Empore links des Altars wurde so verändert, daß sie, wie die rechts des Altars liegende, nun eine geschweifte Brüstung aufwies. Mit dieser letzten, großen Veränderung erhielt die Ansicht des gesamten Altarbereiches einen durchaus harmonischern Eindruck. Im Weiteren wurde das Gestühl verändert und die Epitaphe abgehangen.
Die Orgel wurde 1955 auf die Westempore versetzt, im Zuge dessen mußte auch das kleine Fenster über dem Haupteingang zugesetzt werden.
Eine tief greifende Renovierung und Neugestaltung der Kirche erfolgte 1989/91. Die Gestaltung des Innenraums wurde dabei leider sehr zu ihrem Nachteil verändert. Das Podest vor dem Altar wurde vergrößert und durch Stufen zur Seite hin geöffnet, womit auch die Chorschranke entfiel. Die Taufsteinsäule und deren Pendant wurden aus der Achse vor den Altarsäulen auseinandergezogen und weiter in den Innenraum gesetzt.
Das alte Gestühl mit Mittelgang und auch die alte Sakristei wurden entfernt. Das neue Gestühl besitzt nun eine Infrarotheitzung unter den Sitzflächen. Es steht unmittelbar auf den neu verlegten Klinkerfußboden. Leider wird auch der Mittelgang aufgegeben und durch zwei Seitengänge ersetzt.
Im Bereich des Eingangs entstand ein Windfang, der die Sichtachse zum Altar verstellt und den Blick nur noch durch ein zu kleines Fenster erlaubt.
Auch der Turmknopf wurde abgenommen. Leider fanden sich darin keine alten Unterlagen, da in ihm ein Vogel nistete. Er wurde repariert und, wie auch die Wetterfahne, neu vergoldet.
Durch die offene Bauweise kam es, wie bereits erwähnt, zu massiven Wasserschäden. Daher entschloß man sich die Glockenstube zu schließen und die Schieferverkleidung durch eine Kupferverkleidung zu ersetzen. Der Schall der Glocken entweicht nun über vier Schallfenster.
Die erste Turmuhr erwarb der Patronatsherr Hans-Joachim von Wallwitz 1751. Nachdem sie über 250 Jahre ihren Dienst versah, kaufte die Gemeinde 1907 eine neue. Diese stammte von der Turmuhrenfabrik Max Hahn aus Zwickau und besaß einen Glockenschlag zur halben und vollen Stunde.
Nachdem die Glocken 1989/91 mit einer elektrischen Läuteanlage ausgestattet wurden, verstummte der Stundenschlag für fast 30 Jahre. Es bestand die Befürchtung, daß der Hammer des Schlagwerks in die läutende Glocke fallen könnte und diese dadurch beschädigt wird. 2015 wurde die Uhr restauriert und mit einem automatischen Aufzug versehen, auch das Schlagwerk wurde wieder in Betrieb genommen. Zudem wurde eine automatische Schlagabschaltung zwischen 22:30 und 6:30 Uhr eingebaut.
Die Glocken
Bereits der Vorgängerbau besaß zwei Glocken, welche in der neuen Kirche wieder Verwendung fanden. Aus welcher Zeit diese beiden Glocken stammten ist unbekannt. Die kleine Glocke zersprang und wurde 1839 durch eine neue Glocke, gegossen durch Siegismund Schröttel in Dresden, ersetzt.
Die kleine alte Glocke mußte, wie viele andere Glocken, 1917 im ersten Weltkrieg als Materialspende abgegeben werden. Auf Grund der Tonqualität der alten Glocke, die bereits repariert wurde, beschloß die Gemeinde 1934 zwei neue Glocken zu erwerben. Diese wurden von der Firma Franz Schilling und Söhne in Apolda gegossen.
Lange hatte die Gemeine keine Freude, denn beide Glocken wurden 1941 beschlagnahmt. Infolge dessen mußte die große Glocke Ende Februar 1942 als Materialspende abgegeben werden. Fast 50 Jahre war nun nur die kleine Glocke zu hören. Erst 1990 konnte die Gemeinde eine neue große Glocke erwerben, diesmal gegossen von der Karlsruher Glockengießerei.
Die Glocken hängen an hölzernen Jochen in einem eisernen Glockenstuhl in Ost-West-Ausrichtung nebeneinander. Ursprünglich hingen die Glocken in einem hölzernen Glockenstuhl in Süd-Ost-Ausrichtung hintereinander.
Austattung der Kirche
Altarkruzifix
Das einen Meter hohe schwarze Kruzifix stammt aus der Zeit um 1890. Das Kreuz und der Sockel bestehen aus Ebenholz, der Christus und das “INRI” Schild sind aus Bronze gefertigt. Es wurde als Ersatz für ein kleineres zwischenzeitlich aufgestelltes Kreuz erworben, nachdem das vorhergehende bei einem nächtlichen Einbruch am Mai 1852 gestohlen wurde.
Jesus Skulptur
Die Skulptur wurde 1927 von Kurt Göhler gestiftet, welcher sie auch geschnitzt hatte. Sie steht auf einer beschnitzten Konsole mit dem Wappen der Familie von Nostitz-Wallwitz und ist an der ehemaligen Orgelempore rechts des Altars angebracht. Die Vorlage dafür ist die Skulptur “Christus der Tröster”, geschaffen von Bertel Thorvaldsen. Sie entstand 1821, ist 3,20m hoch, besteht aus Carraramarmor und steht in der Frauenkirche in Kopenhagen.
Steinerne Grabmale
Die Grabmale oder Grabplatten befanden sich bis 1990 rücklings als Wegplatten im Mittelgang der Kirche oder sind in der unmittelbaren nähe des Altars, mit der Schriftseite sichtbar, im Boden eingelassen, was zu einer unmittelbaren Beschädigung durch Abrieb führte.
Zwei der Grabmale, die in ” Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen / 1903″ erwähnt sind, sind verschollen:
Das des Georg Wilhelm von Berbisdorf, gest. 1596,
und das des Georg Sigmung von Berbisdorf, gest. 1632.
Auf der Grabplatte des Melchior Ehrenfried von Kreutz ist zu lesen:
Allhier
ruhet in Gott
Der hochedel gebohrne
Gestrenge und Beste Herr
MELCHIOR EHRENFRIED
von Kreitz (Kreutz) auff Schweikers-Haijn(hain)
ist gebohren A° (Anno) 1620 den 12 Apr(il)
verehelichte sich zum Erstenmale A° 1647
mit der Hochedel gebohrnen Jungfer Ma
rien Elisabethen von Berbisdorf zum
andernmale 1653 mit der Hochedel
gebohrnen Jungfer Anna Magdalena
von der Pforte, von diesen beyden (beiden) verehe
lichten Weibern gezeuget 7 Kinder als
erster Ehe 2 Söhne und 2 Töchter
anderer Ehe 1 Sohn und 2 Töchter
erlebte 14 Kindes Kind, starb
seelig den 28 Julӱ (Juli) 1687
seines Alters 67
Jahr
D.v. (Die von) D.v. D.v.
Berbisdorf Kreutzen der Pforten
Leichen Text Psalm XXXI
An deine Hände befehl ich meinen
Geist Du hast mich erlöset
HERR du trewer (treuer) Gott.
Die Grabplatten der Christiane Magtalena von Kospoth, gest. 1691, und des Georg Ehrenfried von Kreutz, gest. 1647, sind Kindergrabmale; beide starben wenige Tage bzw. Wochen nach ihrer Geburt. Sie sind an der Ostwand angebracht.
Eine Grabplatte, die einer Frau von Berbisdorf, ist im beschädigten Zustand erhalten.
Vier hölzerne Epitaphien
An der Südwand neben der Empore sowie an den Emporen im Bereich des Altars sind drei geschnitzte Epitaphe zu sehen. Alle wurden nach 1945 abgenommen und in einer Bodenkammer des Pfarrhauses aufbewahrt. Leider verursachte diese Lagerung, auch durch ein beschädigtes Dach, große Schäden.
Seit 2006 wurden drei restauriert und vor dem weiteren Verfall bewahrt. Eine Rekonstruktion fehlender Teile war leider nicht in jedem Fall möglich.
Der Epitaph des Kirchenstifters, Hans Joachim von Wallwitz, war ursprünglich fast doppelt so groß als er heute zu sehen ist. Zwischen dem Sprenggiebel fehlt das Wallwitz’sche Wappen, aus beiden Seiten ragten Speere, Fahnen und Wimpel heraus. Im unteren Teil existiert nur noch eine Pauke. Diese war umgeben von Kanonenkugeln, Kanonen und anderem “Kriegszeug” sowie einer einrahmenden Schnitzerei.
Der des Georg Reinhard von Wallwitz, der die Silbermannorgel kaufte, ist vollständig erhalten.
Bei dem seiner ersten Frau Friedericke Christiane von Wallwitz, geb. von Poick auf Ringethal, fehlen die beiden Familienwappen über dem linken und rechten Gesims.
Der vierte Epitaph, der der zweiten Frau Georg Reinhard’s, Christiane Wilhelmine von Wallwitz geb. Gräfin von Loß, befindet sich derzeit in der Restaurierung. Er ist der, durch den Wasserschaden, am schwersten geschädigte.
Die Orgel
Unsere Kirche im Besitz einer kleinen Silbermannorgel, welche 1759 hierherkam. Sie wurde nicht für Schweikerhain gebaut. Laut Frank-Harald Gress, dem Experten für Silbermannorgeln, soll sie bereits vor 1734 entstanden sein. Unterlagen hierzu fanden sich bisher keine, eine Zuschreibung für die Werkstatt Silbermanns kann daher nur über die bautechnischen Besonderheiten vorgenommen werden, die zweifelsfrei für Silbermann sprechen.
Sie hat einen dreigeteilten Prospekt, der mittlere Teil schließt mit einem Rundbogen bis zur Decke hin ab, die Seitenteile sind tiefer liegend mit geraden Abschluss. In Prospekt befinden sich die Pfeifen des Prinzipal-Registers. Das Gehäuse ist in einer pastellgrünen Marmorimitation gefaßt, die Kranz- und Zwischenprofile sind weiß mit vergoldeten Leisten.
Vor den Prospektpfeifen befinden sich geschnitzte Rokoko-Ornamente, welche ebenfalls vergoldet sind. Am oberen Ende des Rundbogens ist eine Kartusche, die das Wappen der Familie von Wallwitz trägt, angebracht.
Die Orgel ist mit einem Manual und Pedal ausgestattet. Sie verfügt über 6 Register:
- GEDACKT 8 Fuss
- PRINCIPAL 4 Fuss / geteilt
- OCTAV 2 Fuss / geteilt
- QVINTE 1 1/2 Fuss / geteilt
- CIMBEL 2 fach
- SUBBASS 16 Fuss
In einem Verzeichnis von Johann Gottfried Fischer wurde die Orgel erstmals im Jahr 1800 schriftlich erwähnt, allerdings fälschlich mit 2 Manualen und Pedal. Guido Hermann Schäf aus Grünhainichen führte 1876 Reparaturen durch. Alfred Schmeisser aus Rochlitz setzte 1923 eine Aeoline 8 Fuss für die beschädigte Cimbel ein. Durch die Firma Hermann Eule aus Bautzen wurde sie 1955 auf den westlichen Emporenteil versetzt. Die Aeoline wurde entfernt und die Cimbel rekonstruiert. Leider verlor die Orgel dabei zehn Zentimeter in der Höhe zwischen Manual und Pedal, was eine etwas ungünstige Spielhaltung und Spielbarkeit zur Folge hat.
Umfangreiche Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten erfolgten 1986-1990, durch den VEB Orgelbau Eule aus Bautzen. Die originale Farbfassung wurde damals ebenfalls durch einen Restaurator freigelegt und rekonstruiert.
Gestimmt ist sie seit 1990 wohltemperiert (Neidhardt I / für das Dorf). Die Tonhöhe beträgt gegenwärtig a1= 460,4 Hz, der Winddruck 55 mm WS.
Theorien zur Herkunft
In Schweikershain hält sich hartnäckig die Geschichte, wonach sie als Interimsorgel oder Chororgel in der katholischen Hofkirche in Dresden genutzt wurde. Laut Frank-Harald Gress ist das unwahrscheinlich, da in der Dresdner Kirchenmusik in dieser Zeit bereits eine tiefe Kammertonstimmung gebräuchlich war.
Eine neue Theorie bestärkt zumindest die Vermutung zur Herkunft aus Dresden. So könnte sie in der Privatkapelle der Maria Josepha im Taschenbergpalais gestanden haben. Die Chortonstimmung, in der die Orgel gestimmt ist, ist für dort noch anzunehmen, da ein Umstimmen für den Privatgebrauch unnötig gewesen wäre.
Weiter spricht dafür, daß Maria Josepha 1757 starb, einhergehend mit der Auflösung ihres Haushalts und den Wirren des Siebenjährigen Krieges, könnte es Georg Reinhard, der hochrangiges Regierungsmitglied war, möglich gewesen sein in den Besitz der Orgel zu gelangen. Auch hierfür fehlen bisher stichhaltige Beweise.
Pfarre und Pfarrer in Schweikershain
Schweikershain war eine eigenständige Pfarrei bis zur Zusammenlegung mit der Pfarrei Erlau 1932.
Ab 2006 bestand mit den Nachbargemeinden Crossen und Milkau ein Kirchspiel unter dem Namen Ev.- Luth. Kirchspiel Erlau. 2020 fusionierten die Mitglieder des Kirchspieles zur Ev.- Luth. Kirchgemeinde Erlau.
Für Schweikershain sind seit dem 16. Jahrhundert 30 Pfarrer namentlich bekannt. Eine Auswahl:
1. und 6.Daniel Gregorius
1571 – 1575 (nach Beerwalde)
1596 (von Beerwalde) – †1607
8. Barachias Methe 1613 – †1640/41
Er begann am 13.08.1613 das erste Kirchenbuch, kriegsbedingt floh er 1638 aus Schweikeshain.
13. Magister Martin Eschke 04/1719 – 1731
1719 wurde mit dem Bau der neuen Kirche begonnen, er weihte sie am 03. März 1721.
19. Johann Gottlieb Friedrich Laux 05.09.1779 – †18.05.1829
Er versah seinen Dienst 50 Jahre lang in Schweikershain.
23. Dr. Rudolf Richter 1919 – 1928
Er war der letzte Pfarrer, der im Pfarrhaus Schweikershain lebte.
30. Astrid Zlotowski (seit 2011)
Unsere erste und derzeitige Pfarrerin.
Die Pfarrhäuser
Das alte Pfarrgut, ein Dreiseitenhof, befindet sich unmittelbar an der Ostseite des Friedhofs. 1719 war das Pfarrgut ebenso marode wie die Kirche, so daß Hans-Joachim von Wallwitz für die Renovierung Geld aus seiner “Schatulle” geben musste. Allerdings mußte die Gemeinde hier auch eigene Mittel aufbringen. Dazu wurde eine Sammlung in ganz Sachsen vorgenommen; das Sammelbuch von 1720 ist noch vorhanden. Die Gaben der Spender reichten allerdings nur für wenige Arbeiten, so daß der Patron abermals unter die Arme greifen mußte. Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Renovierungen vorgenommen, hauptsächlich der nassen Mauern wegen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts genügte das Pfarrgut den Ansprüchen nun endgültig nicht mehr. So beschloß man den Neubau eines Pfarrhauses. Es entstand auf der Nordseite gegenüber dem Friedhof und wurde am 2. Juni 1898 bezogen. Heute befinden sich im Obergeschoss zwei Wohnungen, das Erdgeschoß wird von der Kirchgemeinde genutzt.
Friedhof und Trauerhalle
Auf dem Friedhof befinden sich einige historische Grab- und Gedenksteine. Auf der Ostseite, direkt gegenüber der Kirche, an der Friedhofsmauer befindet sich das Erbbegräbnis der Familie von Nostitz-Wallwitz. An der Nordseite der Kirche, der Gedenkstein für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Drei in die nördliche Friedhofsmauer eingebaute Denkmäler erinnern an alt eingesessene Schweikershainer Familien. Auf dem unteren Teil des Friedhofes befindet sich ein Betonkreuz, dessen Aufschrift nicht mehr zu lesen ist. Dieses wurde in Gedenken an drei im Ort verstorbene Zwangsarbeiter errichtet.
Auf halbem Weg vom Friedhofseingang zur Kirche stand auf der rechten Seite die alte Leichenhalle von etwa 3 x 4 Metern Größe. Diese genügte weder den hygienischen Anforderungen noch konnten Trauerfeiern darin durchgeführt werden. Einhergehend mit der Säkularisierung der Bevölkerung wurde es notwendig, einen zweiten Ort für Trauerfeiern einzurichten. Hierzu wurde die alte Scheune des Pfarrgutes, die direkt an den Friedhof angrenzte, abgetragen und 1975/76 an ihrer Stelle eine Trauerhalle errichtet.
Quellen
- Texte und Fotos Matthias Pudollek
- Staatsarchiv Leipzig
- Kirchenarchiv Schweikershain
- Kreisarchiv Wechselburg
- Die Orgeln Gottfried Silbermanns / Frank Harald Gress