Siegeseiche in Milkau (Stiel-Eiche Quercus robur)
Die markante Stieleiche ist ein offizielles Baum-Naturdenkmal (ND-Nummer 068; siehe auch unter http://mittelsachsen-atlas.de/atlas/ Suchbegriff ‘Naturdenkmal’). Weitere Bilder dieses Baumes finden sich auch auf der Wikipedia-Seite zu den Naturdenkmalen in Mittelsachsen.
Weitere Informationen zu Stieleichen bei Wikipedia.
Was uns die Archive erzählen …
Am 18. Oktober 1913 wurde in Leipzig das Völkerschlachtdenkmal eingeweiht. Die Stadt war prächtig geschmückt. Zur Weihefeier waren sogar Kaiser Wilhelm II. und Sachsens König Friedrich August III. angereist und gedachten gemeinsam mit tausenden Menschen aus Nah und Fern der Kämpfe zwischen den europäischen Völkern vor 100 Jahren und der vielen Soldaten, die dabei ihr Leben ließen.
Auch in unserer Gegend wurde vielerorts der geschichtlichen Ereignisse des Jahres 1813 gedacht. In Großmilkau finden wir heute südlich des Friedhofes am Kirchberg unweit der ehemaligen Schule einen großen Eichenbaum, an dem wir uns als Naturdenkmal, auch dank der guten Pflege durch Familie Pötzsch, heute noch erfreuen können. Gepflanzt wurde er am 19. Oktober 1913 als „Siegeseiche“ zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig.
Im Rochlitzer Tagblatt vom 23. Oktober 1913 ist dazu folgender Artikel zu finden:
„Auch in unserer Gemeinde wurde die Erinnerung an die Völkerschlacht festlich begangen. Nachdem am Sonnabend, den 18. Oktober, mittags von 12 – 1 Uhr Festläuten stattgefunden hatte, wurde abends auf der Höhe nach Arras zu ein Freudenfeuer entzündet.
Am Sonntag Morgen füllte eine andächtige Gemeinde, darunter der Kgl. Sächs. Militärverein Neugepülzig mit Fahne und Musik, das Gotteshaus, um durch die Festpredigt sich erinnern zu lassen an die große Zeit vor 100 Jahren, besonders an den religiösen Einschlag jener gewaltigen Volksbewegung, die ihren Höhepunkt in der Leipziger Schlacht fand.
Eine erfreuliche Bereicherung erfuhr der Gottesdienst durch den sehr guten Vortrag des 100. Psalms von Mendelsohn unter der tüchtigen Leitung des Herrn Kirchschullehrers Bauch.
Unmittelbar nach dem Gottesdienste versammelte man sich bei prächtigem Sonnenschein dort, wo der Weg zum Graben den Kirchsteig nach Schönfeld schneidet, um eine Siegeseiche zu pflanzen. Nach einer markigen Ansprache des Herrn Kirchschullehrers Bauch warfen eine Anzahl Herren unter Segens- und Weihesprüchen einen Spaten Erde auf die Wurzeln des hohen, kräftigen Eichbäumchens, das aus dem Rittergutswalde Kleinmilkau stammt. Herrn Rechtsanwalt Dr. Winkler sei für Spendung desselben herzlich gedankt. Gemeinsamer Gesang mit Begleitung des Musikkorps schloß die erhebende Feier.
Zum Familienabend im Gasthof Großmilkau, der zum ersten Male im Glanze der schönen elektrischen Beleuchtung stattfand, war der Saal bald gefüllt.
Im ersten Teile des Abends hielt der Unterzeichnete einen Vortrag über das große Jahr 1813. Unter Benutzung einer riesigen Kartenskizze, die Herr Lehrer Schrader – Naundorf in dankenswerter Bereitwilligkeit ausgeführt hatte, ließ der Vortragende die weltbewegenden Ereignisse jener Zeit bis zur Völkerschlacht am Auge vorüberziehen. Herr Lehrer Schrader hatte an den Wänden des Saales eine Anzahl Bilder, Ereignisse aus dieser Zeit darstellend, aufgehängt.
Im Mittelpunkt des 2. Teiles stand die etwa eine Stunde dauernde Ausführung unseres Jünglingsvereins: „Der Trommeljunge von Dennewitz“. Die Darsteller führten Ihre Aufgabe mit frischer Lebendigkeit und zum Teil mit recht anerkennenswertem Geschick durch, und man merkte es den Zuschauern an, daß sie ihre Freude an dem Spiel hatten, gewiß der schönste Lohn für viele aufgewandte Mühe. Gesänge, Klaviervorträge und Deklamationen, letztere durch Mitglieder des Jungfrauenvereins, machten den Abend zu einem abwechslungsreichen. Gewiß werden die Gemeindeglieder gern dieser schönen Erinnerungsfeier gedenken.
Pastor Lindemann“
Textquellen: Kreisarchiv Mittelsachsen, Standort Wechselburg, Waldstr. 2, 09306 Wechselburg, „Rochlitzer Tageblatt“ vom 16., 19. und 23.10.1913
Bildquellen: Archiv des Heimatvereins Milkau