Dorfkirche Beerwalde

Kurzinfo

Die Kirche Beerwalde gehört mittlerweile zur Kirchgemeinde Waldheim-Geringswalde. Auf deren Internetpräsenz findet sich zur Beerwalder Kirche ein Teil der nachfolgenden Informationen, die vom gleichen Verfasser stammen.

Neben der nachfolgend aufgeführten Geschichte der Kirche finden sich die bisherigen Pfarrerinnen und Pfarrer sowie einige Besonderheiten auf dieser Seite.

Auf dem Gelände des Waals findet sich nebenstehende Hinweistafel zur Kirche des Vereins „Beerwalde wird aktiv„. Einen Beitrag zur Aufstellung des Schildes findet man bei der Freien Presse.

Hinweistafel zur Kirche am Waal

Detailinformationen

Die Geschichte der Dorfkirche Beerwalde

Die Kirche Beerwalde gehört heute zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Waldheim-Geringswalde. Sie ist nicht der erste Kirchenbau im Ort.

Die Dorfkirche Beerwalde 2016

1346; 1428

In der Meißner Bistumsmatrikel von 1346 ist vermerkt, dass Beerwalde einen jährlichen Altartzins zu zahlen hatte.

1428 wird in einer Urkunde des Klosters Zschillen ein Steuerbeitrag des Beerwalder Pfarrers erwähnt. Spätestens zu dieser Zeit hatte Beerwalde also eine eigene Kirche und einen Pfarrer. Es wird angenommen, dass diese Kirche zur Zeit der Hussitenkriege um 1450 zerstört wurde. Wann ein Wiederaufbau erfolgte ist nicht überliefert.

Historische Postkarte von Beerwalde, um 1916
Historische Postkarte von Beerwalde, um 1916

1737 – 1739

Die nachfolgende, also die zweite Kirche, ist 1737 so baufällig, dass eine Instandsetzung nicht mehr möglich ist. In einem Brief an den Patronatsherren auf Kriebstein heißt es:
“Nachdem Ihro, des Herrn Generals von Milckau Excellenz, als hiesiger Gerichtsherr entschlossen sind, künftiges Frühjahr – gebe es Gott – die Kirche von Beerwalde von Grund neu aufbauen zu lassen, zumaße solche in dermaßen baufälligem Zustand sich befindet, daß sowohl am Turm als dem Kirchengebäude selbst, keine Reparatur und Flickwerk mehr helfen wolle…“

  • Frühjahr 1738:  Abbruch der alten Kirche – Baubeginn
  • 30. September 1738: Mauerkrone des Kirchturms fertiggestellt
  • 31. Dezember 1738: Der Rohbau ist abgeschlossen, scheinbar auch das Dach.
  • 28. Mai 1739: Der Bau wird fortgesetzt (Stuck, Emporen, Dachdecker, Außenputz).
  • 24. Juli 1739: Die Aufstellung des von dem Rochlitzer Tischler Johann Jacob Wagner gefertigten Kanzel-Altars ist vollendet.
  • 25. August 1739: Die Malerarbeiten beginnen. Der Ausführung lag in den Händen des Dresdner Malers Christian Siegfried Kirchner.
  • 31. Oktober 1739: Weihe der neuerbauten, nun 3. Beerwalder Kirche.
Koloriertes Bild aus der Sächsischen Kirchengalerie um 1840 (Quelle: Sachsens Kirchen-Galerie. Die Inspectionen: Penig, Rochlitz, Colditz und Waldheim. SLUB Dresden http://digital.slub-dresden.de/id250219379)
Totensonntag in Beerwalde (von Fritz Geißler, Mitte der 1950er Jahre)

1894 – 1895

Während dieser Zeit werden größere Umbauten an und in der Kirche vorgenommen. Die Seiteneingänge auf der Nord- und Südseite werden geschlossen und an deren Stelle große Fenster eingebaut. In die Kirche gelangt man nun durch einen Vorraum im Turm.

Eine neue Orgel von Richard Kreutzbach wird eingebaut.

Durch den Einbau eines Schornsteins in die Nordmauer kann ein „Wasseralfinger Ofen“ aufgestellt werden, der bis etwa 1927 für etwas Wärme in der Kirche sorgte.

Kirche Beerwalde um 1900
älteste bekannte Innenaufnahme, um 1900

1918 – 1921

Wie in vielen Orten Deutschlands mussten auch in Beerwalde die bronzenen Kirchenglocken für die Rüstungsindustrie im ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Der damalige Pfarrer Müller schreibt dazu:
„Am 10. Februar 1918 fand eine Abschiedsfeier der Glocken statt, zum letzten Mal erscholl ihr Dreiklang über die Gemeinde. Während ein solcher Vorgang doch immer gern Zuschauer findet, diesen so schmerzlichen wollte niemand mit ansehen, ein einziger Kirchenvorsteher nur war als Aufsicht zugegen.“

Erst am 25. September 1921 konnten die Ersatzglocken aus Stahl geweiht werden. Dazu Pfarrer Müller:
„Bis die Glocken aufgezogen und auf luftiger Höhe des Turmes montiert werden konnten, ließ ein Metallarbeiterstreik uns noch einige Zeit auf die Monteure warten. Seitdem haben die Glocken ihren Dienst getan bei Freud und Leid, auch bei Feuersgefahr haben sie die Bewohner zu Hilfe gerufen, und, weil es Stahlglocken waren, haben wir sie im 2. Weltkrieg, als derselbe frevelhafte Griff nach den Glocken hin und her im Lande erfolgte, behalten.“

Glockenablieferung am 11.02.1918
Festzug zur Glockenweihe am 25.09.1921
Nach Abholung der Stahlglocken vom Schweikershainer Bahnhof
Festzug zur Glockenweihe am 25.09.1921

1926 – 1927

Die Außen- und Innentüren werden erneuert und die Vorhalle neugestaltet.

Der gesamte Kirchenboden wird mit Hartbrandziegeln erneuert.

Der Schornstein in der Nordmauer wird abgebrochen, der Ofen entfernt und eine elektrische Fußheizung eingebaut.

Es erfolgt eine Neuinstallierung der gesamten elektrischen Beleuchtung.

Die Nord- und Südempore werden verkürzt, um eine „Einengung“ des Altarraums zu beseitigen.

Neue bequemere Bänke werden eingebaut.

Die alten Grabdenkmäler im Altarraum werden neu angeordnet.

Grabstein von Patronatsherr Lothar von Ponickau (1584 - 1594)
Grabdenkmal von Samuel Thessel, Pfarrer von 1648 - 1721
Grabtafel von Samuel Ephraim Thessel, Pfarrer von 1722 - 1748

1975

Schon länger gefährden herabfallende Schiefer vom Kirchturm die Kirchgänger, Friedhofsbesucher und Kinder auf dem Weg zum Kindergarten, bis endlich die Dachsanierung beginnen kann.

Der eingerüstete Kirchturm, 1975
Montage der neuen Wetterfahne und Turmkreuz

Nach der Dachöffnung werden die immensen Schäden an der Balkenkonstruktion sichtbar.

Marode Balkenköpfe der Turmspitze
Marode Balkenköpfe der Turmspitze

Um die Turmspitze erhalten zu können, gelingt es trotz großer Materialknappheit, die nötigen Doppel-T-Träger aus Stahl zu beschaffen und auf der Mauerkrone des Turms als „Fundament“ einzumauern. Alle von oben kommenden Balken werden daran dauerhaft verschraubt. Geschafft! 

Sanierungsarbeiten an der Mauerwerksverankerung der Turmspitze

Das Blattgold für Turmkreuz, Wetterfahne und Turmkugel wird von der Partner-Kirchgemeinde Suhlendorf (Niedersachsen) gespendet.

Die bisher nur von außen zugänglichen Zifferblätter der Turmuhr werden erneuert und 1 Meter tiefer vor die Turmfenster gesetzt. Die Zeiger der Uhr sind nun auch von innen erreichbar.

 

Das neue Zifferblatt

1982

Die gesamte Elektroinstallation wird demontiert und neu installiert. Die Turmuhr erhält einen neuen elektrischen Uhraufzug.

In der Sakristei wird der alte Holzfußboden durch Hartbrandziegel ersetzt.

Im Innenraum werden Logenprospekt und Emporen restauriert und die Wände neu gestrichen.

Am 31.10.1982 erfolgt die Weihe der erneuerten Kirche.

Restaurierter Logenprospekt, stammt aus der Kirche von Cröbern, die dem Braunkohleabbau weichen musste.

1988 – 1989

Dank der Hilfe der Großfamilie Niethammer aus der Bundesrepublik Deutschland kann der Kirchturm außen saniert werden. In freiwilliger Arbeit von Junger Gemeinde, Kirchenvorstehern, Pfarrer und Gemeindegliedern wird der alte brüchige Putz abgehackt.

09.05.1989 Beginn der Maurerarbeiten (Außenputz)

04.07.1989 Beginn der Malerarbeiten am Turm

Am 29.10.1989, 10 Tage vor der Maueröffnung in Berlin, konnte die Fertigstellung des Turms zusammen mit Gästen aus der Bundesrepublik gefeiert werden.

1989, Der Kirchturm ist saniert!
1989, Der Kirchturm ist saniert!
1989, Der Kirchturm ist saniert!

2018 – 2019

Mit Förderrmitteln, Zuschuss der Landeskirche und Spenden aus der Kirchgemeinde kann der Dachstuhl und das Dach des Kirchenschiffes saniert werden.

Der schlechte Zustand des Dachstuhls über dem Altarraum
Der bisher unzugängliche Bodenraum über der Nord-Loge
Umfassende Dachreparatur
Das Dach ist erst mal regensicher.

In den letzten Jahren hatte sich an der Kirchendecke und am Stuck ein Riss gebildet, der sich im Laufe der Zeit weiter verstärkte. Ursache war der sich senkende Deckenbalken, später auch noch die Bauarbeiten am Dachstuhl. Bei einigen Gottesdiensten und weiteren Anlässen musste das Innengerüst in Kauf genommen werden. Wichtig war: Die Schäden konnten beseitigt werden.

Die Restaurierung der Haupteingangstür (Baujahr 1927) wurde durch eine Einzelspende finanziert.

Die Innen-Reparatur
restaurierte Haupteingangstür

Die Pfarrer von Beerwalde/Tanneberg seit der Reformation

(von 1973 an auch für Reinsdorf)

Die Jahreszahl entspricht dem Dienstantritt.

  1. 1541 Peter Altermann
  2.     ?   Georg Schindler
  3. 1575 Daniel Gregori
  4. 1592 Peter Jonas
  5. 1596 Balthasar Zentgraf
  6. 1604 Nikolaus Schultheiß
  7. 1613 Andreas Richter
  8. 1664 Samuel Koch
  9. 1684 Samuel Thessel
  10. 1724 Samuel Ephraim Thessel
  11. 1748 Christoph Himmler
  12. 1783 Karl Christoph Himmler
  13. 1827 Karl Gottfried Jentzsch
  14. 1864 Curt Mey
  15. 1873 Ernst Alwin Noth
  16. 1891 Robert Paul Donath
  17. 1899 Paul Otto
  18. 1914 Hugo Gotthold Müller
  19. 1960 Klaus Friedrich Paul Pfeiffer
  20. 1999 Heinz Schmiedel
  21. 2003 Andreas Pech
  22. 2008 Frauke Fähndrich
  23. 2016 Klaus Tietze
Alwin Noth (1873 bis 1891)
Paul Donath (1891 bis 1899)
Paul Otto (1899 bis 1914)
Gotthold Müller (1914 bis 1957)
Klaus Pfeiffer (1960 bis 1998)
Andreas Pech (2003 bis 2006)
Frauke Fähndrich (2008 bis 2014)
Klaus Tietze (ab 2016)

Nicht “alltägliche” Entdeckungen

Rechts hinter dem Altar, neben dem großen Grabdenkmal von Lothar von Ponickau, steht der Stumpf eines “Sühnekreuzes”. Einige Zeit diente dieser als Außenstufe eines alten Hauses in der Nähe des Dorfteiches. Im Jahr 1936 wurde er von Fachleuten als zweckentfremdet dort entdeckt.

Als dieses Haus abgetragen wurde, gab der Kirchenvorstand die Genehmigung zur Lagerung dieses Porphyrsteins auf dem Friedhof, wo er unauffällig und sicher einen vorläufigen Platz hatte. 2014 wurde er von Mitgliedern des Heimatvereins Milkau e.V. von dort geborgen, gereinigt und mit Genehmigung in der Kirche aufgestellt.

Weitere Informationen finden sich im Internet unter kreuzstein.eu und bei suehnekreuz.de.

Der 1.Sühnekreuz-Stumpf, einst als Türstufe genutzt. (Quelle: Dr. Gustav Ad. Kuhfahl, Die alten Steinkreuze in Sachsen.)
Die einstige Haustürstufe...

Die zweite nicht alltägliche Entdeckung gibt es seit 1927: Bei der Innenrenovierung 1982 wurden alle Bänke des Gestühls von 1927 ausgebaut, gereinigt und auf jeder Seite zwei Bänke weniger aufgestellt. Dabei kam etwas Interessantes zum Vorschein: Die Kriebsteiner Tischler hatten sich 1927 an der Unterseite einer Bank “verewigt”.

Dieses Gestühl wurde erbaut im Jahre 1927 für Kirche Beerwalde
von der Firma K. u.N. Kriebstein von Tischlermeister
Felix Zettler        Fritz Geisler                      Konrad Winkler,
Ernst Sprößig    Polierer Emil Möbius                    Kriebetal

auf der Unterseite einer Bank

Die nächste Entdeckung kann man nur auf dem Kirchenboden machen: Zwei Schieferherzen, knapp 20 cm hoch. Sie wurden von den Schieferdeckern angefertigt, die in vergangener Zeit an unserer Kirche gearbeitet haben.

Zimmerleute haben ihre Nachrichten in Balken geritzt oder mit erhitzten Eisen eingebrannt, von Schieferdeckern gibt es meist eckige Tafeln. Bei uns aber ist es besonders schön, fast “liebevoll” auf die Herzen geschrieben.

M. K o n r a d u s
Schieferdeckermeister in Crossen
3./5. 1923 Dach repariert 3 Dachwalm
                                                   
gedeckt

Die Beschriftung des 2. Herzens ist leider nicht so gut zu entziffern. Es ist die Rede davon, dass viel ausgebessert und repariert worden ist, zum Beispiel nach Blitzeinschlägen.

Schieferherz
Schieferherz

Dann gibt es im Kirchturm noch unsere „Asylanten“. Sie haben zwar nicht um Kirchenasyl gebeten, waren irgendwann einfach da. Bald bekamen sie fachgerechte Nistkästen, die sie von außen anfliegen können, und werden in regelmäßigen Abständen betreut!

Schleiereulen - Jungtiere
Schleiereulen - schon etwas größer und als solche erkennbar

Quelle:

Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers der Broschüre  „Aus der Geschichte der Dorfkirche Beerwalde“ von Klaus Pfeiffer, Pfarrer i.R., Beerwalde 2021.

Bei Interesse an o.g. Broschüre kann über diese Seite der Kontakt zum Verfasser hergestellt werden.

Danksagung (Textkopie aus der Broschüre)

An dieser Stelle danke ich Christoph Kunz, Gabriele Leder, Berit Wittke (Großmilkau), Jens Voigt (unser „Vogelwart“) und Michael Kreskowsky für die zur Verfügung gestellten Fotos.

Die historischen Bilder (vor 1960) und die vom Bau 1975 stammen aus dem Pfarrarchiv Beerwalde und wurden zum Teil nachträglich coloriert. Alle anderen sind eigene Aufnahmen zwischen 1961 und 2021.

Beerwalde, im Dezember 2021

Klaus Pfeiffer, Pfarrer i.R