Dorfkirche Beerwalde
Kurzinfo
Die Kirche Beerwalde gehört mittlerweile zur Kirchgemeinde Waldheim-Geringswalde. Auf deren Internetpräsenz findet sich zur Beerwalder Kirche ein Teil der nachfolgenden Informationen, die vom gleichen Verfasser stammen.
Neben der nachfolgend aufgeführten Geschichte der Kirche finden sich die bisherigen Pfarrerinnen und Pfarrer sowie einige Besonderheiten auf dieser Seite.
Auf dem Gelände des Waals findet sich nebenstehende Hinweistafel zur Kirche des Vereins „Beerwalde wird aktiv„. Einen Beitrag zur Aufstellung des Schildes findet man bei der Freien Presse.
Detailinformationen
Die Geschichte der Dorfkirche Beerwalde
Die Kirche Beerwalde gehört heute zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Waldheim-Geringswalde. Sie ist nicht der erste Kirchenbau im Ort.
1346; 1428
In der Meißner Bistumsmatrikel von 1346 ist vermerkt, dass Beerwalde einen jährlichen Altartzins zu zahlen hatte.
1428 wird in einer Urkunde des Klosters Zschillen ein Steuerbeitrag des Beerwalder Pfarrers erwähnt. Spätestens zu dieser Zeit hatte Beerwalde also eine eigene Kirche und einen Pfarrer. Es wird angenommen, dass diese Kirche zur Zeit der Hussitenkriege um 1450 zerstört wurde. Wann ein Wiederaufbau erfolgte ist nicht überliefert.
1737 – 1739
Die nachfolgende, also die zweite Kirche, ist 1737 so baufällig, dass eine Instandsetzung nicht mehr möglich ist. In einem Brief an den Patronatsherren auf Kriebstein heißt es:
„“Nachdem Ihro, des Herrn Generals von Milckau Excellenz, als hiesiger Gerichtsherr entschlossen sind, künftiges Frühjahr – gebe es Gott – die Kirche von Beerwalde von Grund neu aufbauen zu lassen, zumaße solche in dermaßen baufälligem Zustand sich befindet, daß sowohl am Turm als dem Kirchengebäude selbst, keine Reparatur und Flickwerk mehr helfen wolle…“
- Frühjahr 1738: Abbruch der alten Kirche – Baubeginn
- 30. September 1738: Mauerkrone des Kirchturms fertiggestellt
- 31. Dezember 1738: Der Rohbau ist abgeschlossen, scheinbar auch das Dach.
- 28. Mai 1739: Der Bau wird fortgesetzt (Stuck, Emporen, Dachdecker, Außenputz).
- 24. Juli 1739: Die Aufstellung des von dem Rochlitzer Tischler Johann Jacob Wagner gefertigten Kanzel-Altars ist vollendet.
- 25. August 1739: Die Malerarbeiten beginnen. Der Ausführung lag in den Händen des Dresdner Malers Christian Siegfried Kirchner.
- 31. Oktober 1739: Weihe der neuerbauten, nun 3. Beerwalder Kirche.
1894 – 1895
Während dieser Zeit werden größere Umbauten an und in der Kirche vorgenommen. Die Seiteneingänge auf der Nord- und Südseite werden geschlossen und an deren Stelle große Fenster eingebaut. In die Kirche gelangt man nun durch einen Vorraum im Turm.
Eine neue Orgel von Richard Kreutzbach wird eingebaut.
Durch den Einbau eines Schornsteins in die Nordmauer kann ein „Wasseralfinger Ofen“ aufgestellt werden, der bis etwa 1927 für etwas Wärme in der Kirche sorgte.
1918 – 1921
Wie in vielen Orten Deutschlands mussten auch in Beerwalde die bronzenen Kirchenglocken für die Rüstungsindustrie im ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Der damalige Pfarrer Müller schreibt dazu:
„Am 10. Februar 1918 fand eine Abschiedsfeier der Glocken statt, zum letzten Mal erscholl ihr Dreiklang über die Gemeinde. Während ein solcher Vorgang doch immer gern Zuschauer findet, diesen so schmerzlichen wollte niemand mit ansehen, ein einziger Kirchenvorsteher nur war als Aufsicht zugegen.“
Erst am 25. September 1921 konnten die Ersatzglocken aus Stahl geweiht werden. Dazu Pfarrer Müller:
„Bis die Glocken aufgezogen und auf luftiger Höhe des Turmes montiert werden konnten, ließ ein Metallarbeiterstreik uns noch einige Zeit auf die Monteure warten. Seitdem haben die Glocken ihren Dienst getan bei Freud und Leid, auch bei Feuersgefahr haben sie die Bewohner zu Hilfe gerufen, und, weil es Stahlglocken waren, haben wir sie im 2. Weltkrieg, als derselbe frevelhafte Griff nach den Glocken hin und her im Lande erfolgte, behalten.“
1926 – 1927
Die Außen- und Innentüren werden erneuert und die Vorhalle neugestaltet.
Der gesamte Kirchenboden wird mit Hartbrandziegeln erneuert.
Der Schornstein in der Nordmauer wird abgebrochen, der Ofen entfernt und eine elektrische Fußheizung eingebaut.
Es erfolgt eine Neuinstallierung der gesamten elektrischen Beleuchtung.
Die Nord- und Südempore werden verkürzt, um eine „Einengung“ des Altarraums zu beseitigen.
Neue bequemere Bänke werden eingebaut.
Die alten Grabdenkmäler im Altarraum werden neu angeordnet.
1975
Schon länger gefährden herabfallende Schiefer vom Kirchturm die Kirchgänger, Friedhofsbesucher und Kinder auf dem Weg zum Kindergarten, bis endlich die Dachsanierung beginnen kann.
Nach der Dachöffnung werden die immensen Schäden an der Balkenkonstruktion sichtbar.
Um die Turmspitze erhalten zu können, gelingt es trotz großer Materialknappheit, die nötigen Doppel-T-Träger aus Stahl zu beschaffen und auf der Mauerkrone des Turms als „Fundament“ einzumauern. Alle von oben kommenden Balken werden daran dauerhaft verschraubt. Geschafft!
Das Blattgold für Turmkreuz, Wetterfahne und Turmkugel wird von der Partner-Kirchgemeinde Suhlendorf (Niedersachsen) gespendet.
Die bisher nur von außen zugänglichen Zifferblätter der Turmuhr werden erneuert und 1 Meter tiefer vor die Turmfenster gesetzt. Die Zeiger der Uhr sind nun auch von innen erreichbar.
1982
Die gesamte Elektroinstallation wird demontiert und neu installiert. Die Turmuhr erhält einen neuen elektrischen Uhraufzug.
In der Sakristei wird der alte Holzfußboden durch Hartbrandziegel ersetzt.
Im Innenraum werden Logenprospekt und Emporen restauriert und die Wände neu gestrichen.
Am 31.10.1982 erfolgt die Weihe der erneuerten Kirche.
1988 – 1989
Dank der Hilfe der Großfamilie Niethammer aus der Bundesrepublik Deutschland kann der Kirchturm außen saniert werden. In freiwilliger Arbeit von Junger Gemeinde, Kirchenvorstehern, Pfarrer und Gemeindegliedern wird der alte brüchige Putz abgehackt.
09.05.1989 Beginn der Maurerarbeiten (Außenputz)
04.07.1989 Beginn der Malerarbeiten am Turm
Am 29.10.1989, 10 Tage vor der Maueröffnung in Berlin, konnte die Fertigstellung des Turms zusammen mit Gästen aus der Bundesrepublik gefeiert werden.
2018 – 2019
Mit Förderrmitteln, Zuschuss der Landeskirche und Spenden aus der Kirchgemeinde kann der Dachstuhl und das Dach des Kirchenschiffes saniert werden.
In den letzten Jahren hatte sich an der Kirchendecke und am Stuck ein Riss gebildet, der sich im Laufe der Zeit weiter verstärkte. Ursache war der sich senkende Deckenbalken, später auch noch die Bauarbeiten am Dachstuhl. Bei einigen Gottesdiensten und weiteren Anlässen musste das Innengerüst in Kauf genommen werden. Wichtig war: Die Schäden konnten beseitigt werden.
Die Restaurierung der Haupteingangstür (Baujahr 1927) wurde durch eine Einzelspende finanziert.
Die Pfarrer von Beerwalde/Tanneberg seit der Reformation
(von 1973 an auch für Reinsdorf)
Die Jahreszahl entspricht dem Dienstantritt.
- 1541 Peter Altermann
- ? Georg Schindler
- 1575 Daniel Gregori
- 1592 Peter Jonas
- 1596 Balthasar Zentgraf
- 1604 Nikolaus Schultheiß
- 1613 Andreas Richter
- 1664 Samuel Koch
- 1684 Samuel Thessel
- 1724 Samuel Ephraim Thessel
- 1748 Christoph Himmler
- 1783 Karl Christoph Himmler
- 1827 Karl Gottfried Jentzsch
- 1864 Curt Mey
- 1873 Ernst Alwin Noth
- 1891 Robert Paul Donath
- 1899 Paul Otto
- 1914 Hugo Gotthold Müller
- 1960 Klaus Friedrich Paul Pfeiffer
- 1999 Heinz Schmiedel
- 2003 Andreas Pech
- 2008 Frauke Fähndrich
- 2016 Klaus Tietze
Nicht “alltägliche” Entdeckungen
Rechts hinter dem Altar, neben dem großen Grabdenkmal von Lothar von Ponickau, steht der Stumpf eines “Sühnekreuzes”. Einige Zeit diente dieser als Außenstufe eines alten Hauses in der Nähe des Dorfteiches. Im Jahr 1936 wurde er von Fachleuten als zweckentfremdet dort entdeckt.
Als dieses Haus abgetragen wurde, gab der Kirchenvorstand die Genehmigung zur Lagerung dieses Porphyrsteins auf dem Friedhof, wo er unauffällig und sicher einen vorläufigen Platz hatte. 2014 wurde er von Mitgliedern des Heimatvereins Milkau e.V. von dort geborgen, gereinigt und mit Genehmigung in der Kirche aufgestellt.
Weitere Informationen finden sich im Internet unter kreuzstein.eu und bei suehnekreuz.de.
Die zweite nicht alltägliche Entdeckung gibt es seit 1927: Bei der Innenrenovierung 1982 wurden alle Bänke des Gestühls von 1927 ausgebaut, gereinigt und auf jeder Seite zwei Bänke weniger aufgestellt. Dabei kam etwas Interessantes zum Vorschein: Die Kriebsteiner Tischler hatten sich 1927 an der Unterseite einer Bank “verewigt”.
Dieses Gestühl wurde erbaut im Jahre 1927 für Kirche Beerwalde
von der Firma K. u.N. Kriebstein von Tischlermeister
Felix Zettler Fritz Geisler Konrad Winkler,
Ernst Sprößig Polierer Emil Möbius Kriebetal
Die nächste Entdeckung kann man nur auf dem Kirchenboden machen: Zwei Schieferherzen, knapp 20 cm hoch. Sie wurden von den Schieferdeckern angefertigt, die in vergangener Zeit an unserer Kirche gearbeitet haben.
Zimmerleute haben ihre Nachrichten in Balken geritzt oder mit erhitzten Eisen eingebrannt, von Schieferdeckern gibt es meist eckige Tafeln. Bei uns aber ist es besonders schön, fast “liebevoll” auf die Herzen geschrieben.
M. K o n r a d u s
Schieferdeckermeister in Crossen
3./5. 1923 Dach repariert 3 Dachwalm
gedeckt
Die Beschriftung des 2. Herzens ist leider nicht so gut zu entziffern. Es ist die Rede davon, dass viel ausgebessert und repariert worden ist, zum Beispiel nach Blitzeinschlägen.
Dann gibt es im Kirchturm noch unsere „Asylanten“. Sie haben zwar nicht um Kirchenasyl gebeten, waren irgendwann einfach da. Bald bekamen sie fachgerechte Nistkästen, die sie von außen anfliegen können, und werden in regelmäßigen Abständen betreut!
Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers der Broschüre „Aus der Geschichte der Dorfkirche Beerwalde“ von Klaus Pfeiffer, Pfarrer i.R., Beerwalde 2021.
Bei Interesse an o.g. Broschüre kann über diese Seite der Kontakt zum Verfasser hergestellt werden.
Danksagung (Textkopie aus der Broschüre)
An dieser Stelle danke ich Christoph Kunz, Gabriele Leder, Berit Wittke (Großmilkau), Jens Voigt (unser „Vogelwart“) und Michael Kreskowsky für die zur Verfügung gestellten Fotos.
Die historischen Bilder (vor 1960) und die vom Bau 1975 stammen aus dem Pfarrarchiv Beerwalde und wurden zum Teil nachträglich coloriert. Alle anderen sind eigene Aufnahmen zwischen 1961 und 2021.
Beerwalde, im Dezember 2021
Klaus Pfeiffer, Pfarrer i.R