Pflaumenborn

Kurzinfo

Die Sage vom Pflaumenborn

In alter Zeit soll in der Nähe ein Fuhrmann mit seinem mit Pflaumen beladenen Wagen bei Nacht und Nebel vom Wege abgekommen, dabei in das Wasser einer dunklen Waldquelle geraten und darin verschwunden sein.

Detailinformationen

Die Geschichte vom Pflaumenborn wird vom Pfarrer Max Türk in seiner Chronik von Erlau niedergeschrieben (siehe Sagen und Geschichten). Interessanterweise gibt es die Geschichte auch in Crossen, dort allerdings als Sage vom Backbirnenborn überliefert. Dies findet sich nur als kurze Information in den Veröffentlichungen von Richard Schrader und stammt wahrscheinlich aus mündlicher Überlieferung.

Auf der Karte von 1913 ist der hier entspringende Bach erstmals nachweislich als Pflaumenborn beschrieben. Auffällig ist auch das offensichtlich sumpfige Gebiet etwas südlich vom kreuzenden Lugweg. Dorthin könnte man gut die Geschichte verorten.

Section Geringswalde aus: Topographische Karte (Meßtischblätter) Sachsen Stand 1913 (Aufn.-Nr.: df_dk_0000292 SLUB Dresden, 2006)
Schildstandort am Lugweg
Blick in Richtung Pfarrwald von Crossen her (September 2024)

Der Text der Sage vom Pflaumenborn ist nicht sehr lang und aussagekräftig. Mit etwas Phantasie lässt sich die Geschichte etwas ausschmücken, wie nachfolgender Text verdeutlichen soll. Und dank künstlicher Intelligenz kann man sich auch eine Vorstellung der damaligen Szenerie verschaffen, wie das nachfolgende Bild zeigt.

Textauszug aus der Chronik von Erlau (M. Türk, 1911)

Eine ausführliche Version der Sage (Markus Ahnert mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz basierend auf den Ausführungen in der Kirchenchronik von Erlau von Max Türk)

Der alte Pflaumenborn im unteren Pfarrholz zwischen Erlau und Crossen hatte schon immer etwas Geheimnisvolles an sich, auch wenn jeder im Dorf seine Geschichte kannte und die Kinder im Sommer barfuß durch den Morast wateten. Mitten im dichten Wald, dort, wo die hohen Bäume das Sonnenlicht abhielten, lag er verborgen – ein tiefdunkler Teich, dessen Oberfläche selbst zur Mittagszeit von Nebelschwaden umhüllt schien. 

Noch heute erzählen sich die Erwachsenen im Dorf die Geschichte vom Pflaumenborn, von einem Unglück, das sich ereignet hatte, lange bevor der schmale Pfad durch den Wald einer breiten Straße wich. Damals, so hieß es, sei ein Fuhrmann in einer sternenlosen Nacht mit seinem schwer beladenen Wagen auf dem Weg nach Mittweida gewesen. Die Körbe auf seinem Wagen, randvoll mit saftigen, reifen Pflaumen, versprachen einen guten Erlös auf dem Markt in der nahen Stadt, und der Gedanke daran ließ ihn die Kälte kaum spüren.  Vielleicht war es die Aussicht auf das wohlverdiente Geld nach einer langen, harten Arbeitswoche, die ihn unachtsam werden ließ, oder der dichte Nebel, der sich wie ein gespenstischer Schleier zwischen die knorrigen Äste der Bäume legte. 

Vielleicht hatte der Fuhrmann in dieser Nacht die Orientierung verloren. Seine müden Pferde, vom Nebel ebenso benebelt wie ihr Herr, schnaubten und zogen den Wagen immer tiefer in den Wald hinein. Niemand hörte den Schrei des Mannes, als die Räder plötzlich den festen Waldboden verließen und in die Tiefe rutschten. Der Wagen kippte um. Niemand sah die dunklen Schatten, die sich im Wasser der Quelle mit dem flackernden Licht der Laterne tanzend brachen. Das Platschen, mit dem die Pferde samt Wagen und Kutscher im tiefen Wasser des Pflaumenborns versanken, hallte ungehört durch die stille Nacht.

Als die ersten Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach des Waldes drangen, entdeckten die Dorfbewohner nur noch wenige der dunkelvioletten Früchte, die wie vergessene Tränen auf dem Wasser trieben. Vom Fuhrmann und seinem Gespann fehlte jede Spur.

So trägt der Quell bis heute den Namen Pflaumenborn – ein Ort von stiller Schönheit und zugleich eine Mahnung an die Unberechenbarkeit des Lebens, die an kalten Abenden die Menschen am Feuer zusammenrücken und flüstern lässt: “Vorsicht, wenn ihr durch den Wald müsst, und haltet euch fern vom Pflaumenborn, wenn der Nebel aufzieht”.

KI-generierte Illustration