Zipfelmühle Erlau

Haus Nr. 92 am Ende dieses Weges war Standort der Zipfelmühle

1854 ließ David Zipfel die Crossener Bockwindmühle hierher umsetzen. Sein Sohn Carl Friedrich August errichtete 1858 daneben ein Wohnhaus. 1923 wurde die fünfflügelige Mühle abgetragen und das Holz verkauft. Bis 1929 wurde auf dem Grundstück auch eine Bäckerei betrieben.

Karte aller Mühlenstandorte

Detailinformationen

Wer bereits am Windmühlenschild von Niedercrossen vorbeigekommen ist oder hier auf der Internetseite davon gelesen hat, weiß, dass der Windmüller David Zipfel seine Bockwindmühle 1854 von Crossen nach Erlau umgesetzt hat.

In einem Protokoll über die Gemeinderatsversammlung in Erlau vom 1. März 1853 ist nachzulesen, dass o.g. Windmüller beim zuständigen Gericht (Pfarrdotalgericht Königsfeld, für Erlau bis 1855 zuständig) das Aufstellen seiner Windmühle in Erlau beantragte. Er habe sich von der Nähe der Eisenbahn einen größeren Nutzen versprochen und deshalb von Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Lungwitz in Erlau ein Grundstück gekauft. Nun beabsichtigte David Zipfel die Umsetzung seiner noch in Crossen stehenden Windmühle.

Obwohl mehrere Gemeinderatsmitglieder der Auffassung waren, dass die eine in Erlau bereits vorhandene Windmühle ausreichend sei, wurde dem Antrag Zipfels letztendlich mehrheitlich zugestimmt.

Aus Unterlagen, welche der heutige Grundstücksbesitzer Gerd Irmscher besitzt, geht hervor, dass David Zipfel, bisheriger Windmüller in Crossen, mit Kaufvertrag vom 17.9.1854 von Friedrich Wilhelm Lungwitz (heute Gut Nebe) in Erlau für 150 Thaler 100 Ruthen Land zur Bebauung mit einer Windmühle erhalten hat. Außerdem zahlte er 50 Thaler ihm die Mitbenutzung eines Weges von der Chaussee im Dorfe bis zum neu erworbenen Grundstück. Laut Vertrag sollte unter anderem die Breite des Weges von mindestens 6 Ellen (etwa 3,40 Meter) gewährleistet werden.

David Zipfels ältester Sohn Carl Friedrich August erwarb 1857 das Mühlengrundstück vom Vater für 1.000 Taler, heiratete die älteste Tochter des Gutsbesitzers Lungwitz und baute 1858 schließlich ein Wohnhaus auf dem Grundstück.

Wie das Mittweidaer Wochenblatt berichtete, brannte die Bockwindmühle in der Nacht zum 7. April 1861 vollständig nieder. Die hölzerne Konstruktion wurde jedoch sofort wieder aufgebaut. Ob die Mühle jetzt erst ihre 5 Flügel bekam oder die Vorgängerin auch schon diese besaß, ist bisher nicht bekannt.

1878 erfolgte ein Anbau an das Wohnhaus. Eine Bäckerei wurde eingerichtet. Im Adressbuch der Stadt Mittweida und Landgemeinden 1891 ist noch immer Carl Friedrich August Zipfel als Mühlenbesitzer und Bäcker eingetragen. 1894 verkaufte er das Grundstück an seinen Sohn Hermann Guido Zipfel, der auch das Bäckerhandwerk weiter ausübte. 1923 ist die Windmühle schließlich abgebrochen worden. Die Bäckerei bestand noch bis 1929, als Hermann Guido Zipfel in den Ruhestand trat.

Bis 1953 blieb das ehemalige Windmühlengrundstück im Besitz der Familie Zipfel. Es wurde damals mit dem darauf stehenden Wohnhaus von Erwin Ehren, dem Großvater des heutigen Besitzers Gerd Irmscher, gekauft.

Die auf dem Luftbild nach 1990 zu sehende Kastanie musste im Jahr 2000 mit einem Alter von 110-120 Jahren gefällt werden.

Weitere Informationen zu Mühlen der Region finden sich in der Mühlendatenbank von Herrn Thomas Liebert aus Lunzenau unter http://www.ahnenforschung-liebert.de/pdf/muehlenlebenslaeufe.pdf. Diese basiert auf einer Recherche im Rahmen einer AB-Maßnahme in den Jahren 2000/2001 unter Leitung des Heimat- und Verkehrsvereins Rochlitzer Muldental e.V.

Informationen zur Zipfelmühle in der Mühlendatenbank:

http://www.ahnenforschung-liebert.de/pdf/muehlen/muehlen_erlau_zipfelmuehle.pdf

Standort der Zipfelmühle Erlau in einer Karte von 1874, südwestlich davon ist auch die erste Erlauer Windmühle zu erkennen (Quelle: Aufn.-Nr. df_dk_0000291 SLUB Deutsche Fotothek)
Zipfelmühle Erlau um 1890 (Bild von Giselher Günther)
Zipfelmühle in der Ferne, vermutlich vor 1909 wegen fehlender Stromleitungen (Bild Giselher Günther)
Nahaufnahme der Mühle (Bild von Giselher Günther )
Windmühlennachbau bei Festumzug 1957 (Quelle Elona Irmscher)
Windmühlennachbau bei Umzug Schul- und Heimatfest 1957 in Erlau (Elona Irmscher)
Luftbild (nach 1990)
Mühlennachbau von Diethard Berger zum Festumzug zu 725 Jahre Erlau am 26.06.2015
Windmühle trifft Windmühlen im Garten von Gerd Irmscher, dem ehemaligen Mühlengrundstück
Luftbild 2021 (Th. Wittke)
Mühlengrundstück 2021

Quellen

Kreisarchiv Mittelsachsen, Standort Wechselburg, Bestand Gemeinde Erlau, Protokollbuch Gemeinderat Erlau Band 1

Landratsamt Mittelsachsen, Referat Integrierte Ländliche Entwicklung – Commissionsakten von Niedercrossen 1839-1893

Pfarramt Milkau, Kirchstr. 6, 09306 Erlau – Kirchenbücher von Crossen

Pfarramt Erlau, Rochlitzer Str. 42, 09306 Erlau – Kirchenbücher von Erlau

Stadtarchiv Mittweida, Kapellengasse 8, 09648 MIttweida, Bestand „Mittweidaer Wochenblatt“, Ausgabe vom 11.4.1861

Unterlagen des Grundstückseigentümers Gerd Irmscher, Rochlitzer Str. 92, 09306 Erlau